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uni'leben 05-2015

05 2015 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 10 von Anita Rüffer Wenn’s um Geld geht, kommt an Barbara Windscheid niemand vorbei. Die Vizekanzlerin der Univer- sität Freiburg und Herrin über das Dezernat „Finanzen und Controlling“ lässt sich allerdings nicht entlocken, ob jemand aus dem Rektorat oder aus den Fakultäten wegen eines finanziell unerfüllbaren Wunsches jemals an ih- rem Veto gescheitert ist. Womöglich gibt es diese Fälle auch gar nicht, weil es an der Universität nicht so einfach zugeht. Die 59-Jährige ist schließlich nicht Dagobert Duck, der geizig über seine Milliarden wacht. Hausbesuche und Gespräche Mit den fünf Abteilungen Haushalt und Finanzen, Finanzbuchhaltung und Universitätskasse, Drittmittel, Control- ling und Rechnungswesen sowie dem Informationsmanagement sieht sie sich und ihre circa 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eher in einer dienen- den Funktion. Etwa wenn es darum geht, strategische Ziele der Universität zu verfolgen, die mit zusätzlichen Aus- stattungen einhergehen. Dazu gehören zum Beispiel Berufungen von interna- tional renommierten Spitzenforscherin- nen und -forschern. „Eine inhaltliche Beurteilung liegt mir fern. Wir prüfen die finanziellen Auswirkungen“, betont Windscheid. Es fällt auf, dass sie oft „wir“ anstatt „ich“ sagt. Ihr Zehn-Stunden-Arbeitstag ist mehr als ein „Denken in Zahlen“. „Es ist ein Denken in Prozessen“, erklärt sie. „Wie können wir unsere Ziele so erreichen, dass auf allen Ebenen möglichst wenig Ressourcen verbraucht werden?“ Kei- ne Reibungsverluste, keine doppelte Arbeit. „Wir brauchen Buchungsstruk- turen, die die Organisation der Univer- sität abbilden.“ Oder ein Personalver- waltungssystem, das alle Merkmale zum Arbeitsvertrag erfasst. Zum 1. Januar 2015 wurde unter Windscheids Regie die kaufmännische Buchführung an der Universität eingeführt. Das Mam- mutprojekt erlaubt es jeder Einrichtung, jederzeit den Stand der Finanzen ein- zusehen, für die sie verantwortlich ist. Ein differenzierter Informationsfluss über die jeweilige Budgetbelastung sorgt für viel mehr Transparenz, als die herkömmliche Einnahme-Ausgabe- Rechnung sie zulässt. Windscheid hat „Hausbesuche“ in vielen Abteilungen gemacht, um „die Dinge zu bespre- chen“. In allem, was es tue, sei das Dezernat auf die Zusammenarbeit mit den Fakultäten und Instituten angewie- sen. Windscheid sucht gerne den per- sönlichen Kontakt. „Das macht das Arbeiten leichter.“ Als sie 2010 nach Freiburg kam, war es ein Glücksfall, dass sie gleich zu An- fang die Studierendenkapazitäten er- mitteln musste, erinnert sie sich. Mit ihrem „Freiburger Zweitfahrrad“ – das Erstfahrrad steht in Karlsruhe, wo sie nach wie vor wohnt – klapperte sie viele Institute ab und nutzte die Gelegenheit, „die verschiedenen Kulturen einer Volluniversität kennenzulernen“. Von der von den Ingenieurswissenschaften dominierten Universität Karlsruhe, wo sie bis dahin Vizekanzlerin gewesen war, kannte sie diese Vielfalt und die großen Unterschiede zwischen den Fa- kultäten nicht. In Karlsruhe habe es genügt, rational zu argumentieren, um akzeptiert zu werden. „Das Wort ‚Sub- sidiaritätsprinzip‘ war mir bis dahin nicht bekannt.“ Heute hat es für ihre Arbeit große Bedeutung: „Als Verwal- tung müssen wir die Eigenständigkeit an der Basis unterstützen, indem wir Informationen so aufbereiten, dass sie ankommen, wo sie gebraucht werden.“ Für Windscheid ist das eine spannende Geschichte: „Da ist immer etwas in Bewegung.“ Advent im Freibad Eigentlich ist Freiburg für Barbara Windscheid eine Rückkehr zu den Wurzeln: Hier ist sie aufgewachsen und hat später Mathematik und Physik studiert. „Dabei habe ich gelernt, strukturiert zu denken.“ Das bewahrt sie davor, sich in Details zu verhed- dern. Die anfängliche Option, Lehrerin zu werden, hat sie aufgegeben: „Für die Arbeit mit Schülerinnen und Schü- lern hätte ich nicht genügend Geduld aufgebracht“, sagt die Mutter von zwei heute erwachsenen Kindern. Zu Beginn arbeitete sie als Geschäftsstel- lenleiterin des Mathematischen For- schungsinstituts Oberwolfach. Bei der Verwaltung von wissenschaftlichen Institutionen ist sie geblieben. Wichtig für ihr Wohlbefinden dabei: „Farbe im Büro und ein ordentlicher Kaffee.“ Die Zeit, die täglich für das Pendeln drauf- geht, nutzt sie – mit Stöpseln in den Oh- ren – zum Arbeiten. In Karlsruhe war- ten manchmal Kabarett, Jazz und ein Freibad, das bis in den Advent hinein tageweise auch abends geöffnet hat. von Tanja Kapp Beim Wettkampf 2015 war ein Sieg für Carl Dohmann zunächst nicht abzusehen: Bei einer der Deutschen Meisterschaften im Gehen musste der Athlet eine Strecke von 50 Kilometern bewältigen – die Spitze führte ein Konkurrent an. Erst fünf Kilometer vor dem Ziel lief Dohmann seinem Rivalen den Rang ab. „Ich konnte nicht mehr, aber er konnte noch weniger“, erin- nert sich Dohmann, der bereits zwei Jahre zuvor die Meisterschaft für sich entscheiden konnte. Nun hat er sich für die Olympischen Spiele qualifiziert, die im Sommer 2016 in Rio de Janeiro/ Brasilien stattfinden werden. Ausdauer und Fleiß beweist der 25-Jährige auch im Hörsaal: Zeitgleich zu seiner Karrie- re im Leistungssport studiert er an der Universität Freiburg Volkswirtschafts- lehre; einen Bachelor in Neuerer und Neuester Geschichte und Soziologie hat er bereits in der Tasche. Trainieren an der Dreisam Noch heute ist Dohmann Mitglied des Vereins SCL Heel Baden-Baden, in den er mit elf Jahren eintrat. Seine damalige Trainerin kam selbst aus dem Gehsport und erkannte das Talent des Jungen. „Ich wollte lieber gehen als laufen, weil ich es von der Technik her besser beherrschte“, sagt Doh- mann. Während intensiver Vorberei- tungsphasen trainiert der Sportler bis zu zwölfmal in der Woche auf seiner Lieblingsstrecke an der Dreisam. Sein Trainer unterstützt ihn an den Wochen- enden. Dem alltäglichen Gehen, mit dem sich Leute von A nach B fortbe- wegen, hat die Disziplin einiges vor- aus: Während sich eine Geherin oder ein Geher fortbewegt, muss immer ein Fuß den Boden berühren. Disqualifi- ziert wird eine Athletin oder ein Athlet, wenn die Jury mit bloßem Auge erken- nen kann, dass kein Fußkontakt mehr mit dem Boden besteht. „Außerdem ist es wichtig, dass das vordere Bein aus- gestreckt ist“, erklärt der Sportler, „so, wie beim Gehen eben üblich.“ Für die Albert-Ludwigs-Universität entschied sich Dohmann nicht nur we- gen der Nähe zu seinem Trainer, son- dern auch wegen der Vielfalt an Studien- möglichkeiten. „Es war mir wichtig, eine politischere Seite des Weltge- schehens kennenzulernen, deswegen habe ich nach meinem Erststudium mit der Volkswirtschaft angefangen.“ Da die Anwesenheit in den Kursen dieses Studiengangs nicht kontrolliert wird, arbeitet Dohmann den Lernstoff meist nach, wenn er während des Semesters in einem Trainingslager ist. In Koope- ration mit dem Olympiastützpunkt Frei- burg (OSP) hilft die Universität den Sportlerinnen und Sportlern bei ihrer Studienplanung – für eine Prüfung lässt sich so auch mal ein Ersatz- termin finden. Außerdem stellt der OSP Wohnraum in der Nähe der Sport- stätten zur Verfügung. Dohmann wohnt mit zwei Ringerinnen und einem Rin- ger zusammen. Dohmann kann sich vorstellen, noch weitere fünf bis zehn Jahre professio- nell Sport zu treiben. Seine berufliche Zukunft sieht er aber im Journalismus. Ihn reizt die Abwechslung des Berufs: „Ich ziehe es vor, viele verschiedene Dinge zu machen, anstatt mich nur auf wenige Sachen zu konzentrieren.“ Der- zeit ist Dohmann als freier Mitarbeiter für die Wirtschaftsredaktion der Badi- schen Zeitung im Einsatz. „Auch in der Stadtredaktion bin ich aktiv – dadurch lernt man Freiburg ganz anders kennen.“ Mit einem Bein auf dem Boden Carl Dohmann tritt 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro als Geher an menschen Offen für Austausch: Barbara Windscheid arbeitet eng mit den Fakultäten und Instituten der Universität zusammen. Foto: Thomas Kunz In intensiven Vorbereitungsphasen trainiert Carl Dohmann bis zu zwölfmal in der Woche auf seiner Lieblingsstrecke an der Dreisam. Foto: Patrick Seeger Ohne Reibungsverluste Als Vizekanzlerin wacht Barbara Windscheid über die Finanzen der Universität Freiburg 052015

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