01 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 3aktuell Bäume schützen, Menschen einbeziehen Die Landschaftsökologin Christine Schmitt untersucht, wie ein internationales Abkommen zum Erhalt tropischer Wälder beitragen könnte von Ulla Bettge Wald, Flur und Natur waren schon immer die Welt von Dr. Christi- ne Schmitt. Wandern mit der Familie, Interesse an Themen rund um Natur- schutz und globale Gerechtigkeit, eine in Kamerun entstandene Diplomar- beit und die Arbeit als Campaignerin für eine Umweltorganisation sind nur einige Stationen auf ihrem Weg zur professionellen Ökologin. Heute arbei- tet Christine Schmitt am Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften der Universität Freiburg. Beim Studium der Landschaftsökologie an der Universität Münster lernte sie zu verstehen, wie Bö- den, Klima, Pflanzen, Tiere und die Nut- zung durch den Menschen voneinander abhängen. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über wild wachsenden Arabica-Kaffee in den Bergregenwäldern Äthiopiens. Sie untersuchte, wie sich der Schutz und die Nutzung von Wäldern miteinander vereinbaren lassen und wie man die Menschen vor Ort einbeziehen kann. Damit arbeitete sie zu einem Thema, das Umweltorganisationen weltweit kontrovers diskutieren. Ebenso die 193 Staaten, die sich der Convention on Biological Diversity (CBD), der Kon- vention über biologische Vielfalt, an- geschlossen haben und alle zwei Jahre Fragen des Umweltschutzes verhan- deln. Hauptziele sind, die biologische Vielfalt zu schützen, sie nachhaltig zu nutzen und die Vorteile, die sich da- raus ergeben, gerecht zu verteilen. Seit 2006 berät Schmitt das deutsche Bundesumweltministerium in Fragen des internationalen Waldschutzes und nimmt als Mitglied der deutschen Dele- gation an den CBD-Verhandlungen teil. Finanzielle Vorteile für Entwicklungsländer Waldzerstörung sei vor allem in tropischen Entwicklungsländern ein vielschichtiges Problem, sagt Schmitt. „Bevölkerungswachstum, Migration und Großkonzerne tragen dazu bei, dass Waldgebiete abgeholzt und in land- wirtschaftliche Nutzflächen umgewan- delt werden.“ Dies ist eine Ursache für globale Treibhausemissionen und eine Artenverlustrate, die derzeit hundert- bis tausendfach so hoch ist wie die natürliche Rate. Die Klimarahmenkon- vention der Vereinten Nationen plant deshalb, die tropischen Wälder in ein internationales Abkommen zum Klima- schutz einzubeziehen. Der Mechanis- mus REDD+ (Reducing emissions from deforestation and forest degradation) soll die Emissionen aus Entwaldung und zerstörerischer Waldnutzung ver- ringern, indem er es für Entwicklungs- länder finanziell attraktiv macht, Wälder als Kohlenstoffspeicher zu erhalten. Etwa 60 internationale Forscherin- nen und Forscher haben REDD+ nun in einem Bericht evaluiert. Christine Schmitt war als leitende Autorin daran beteiligt. Sie hat sich vor allem mit der Frage befasst, wie sich die Maßnah- men von REDD+ ökologisch auswirken. Ihr Fazit: „Klimaschutzziele in Bezug auf den Kohlenstoffspeicher Wald sind langfristig nur zu erreichen, wenn sie den Schutz der Waldbiodiversität und die Wichtigkeit des Waldes als Lebens- grundlage für die ansässige Bevölke- rung berücksichtigen.“ Nur Paranüsse, aber keine Bäume entnehmen Fest steht für Schmitt daher: „Die lokale Bevölkerung muss in alle Pro- zesse, die sie betreffen, einbezogen werden.“ In Pilotprojekten in Peru, Äthiopien, Kenia und Ecuador wird ge- testet, wie Klima- und Waldschutzziele gemeinsam mit den Menschen vor Ort erreichbar sind. Ein Beispiel sind die Paranussbauern in peruanischen Pro- jektgebieten: „Sie dürfen dem Wald nur die Nüsse, aber keine Bäume ent- nehmen. Dafür bekommen sie eine Entschädigung, weil sie den Bestand erhalten und so die Kohlenstoffbin- dung im Wald ermöglichen.“ Trotzdem bleibe es schwierig, allem gerecht zu werden: der Bevölkerung, dem Klima und der Biodiversität. „Es gibt keine pauschalen Empfehlungen. Maßnahmen müssen dem jeweiligen Waldtyp angepasst werden – aber was gut für die Kohlenstoffbilanz ist, muss nicht gut für die Artenvielfalt sein.“ Wer den Ton angibt, ist auch nicht immer klar. „Entwicklungsländer wollen sich von Industrieländern nicht unbedingt reinreden lassen.“ Hinzu kommen weitere Fragen: Wie könnte ein Nach- weis für erbrachte Maßnahmen aus- sehen? Wer bekommt wie viel Geld zur Kompensation – und wer zahlt dafür? Darauf haben die Expertinnen und Experten noch keine abschlie- ßenden Antworten gefunden. Es sei daher wichtig, sowohl international im Gespräch zu bleiben als auch vor Ort positive Veränderungen anzustoßen, sagt Schmitt: „Es gilt insbesondere zu verhindern, dass Bauern in den betroffenen Regionen über den Tisch gezogen werden.“ Die Freiburger Landschaftsökologin Christine Schmitt berät das deutsche Bundesumweltministerium in Fragen des internationalen Waldschutzes. Forschung zum Anfassen Sehen, staunen, mitmachen: Beim Freiburger Wissenschaftsmarkt kön- nen Besucherinnen und Besucher aus Freiburg und Umgebung einen Blick hinter die Kulissen der Wissenschaft werfen. Die Veranstaltung findet am 12. und 13. Juli 2013 auf dem Müns- terplatz statt. Beteiligen können sich Freiburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen der Universität, des Universitätsklini- kums, weiterer Hochschulen der Regi- on sowie Unternehmen aus Südbaden. Die Anmeldefrist für Standplätze läuft bis zum 15. März 2013. Der Wissen- schaftsmarkt findet alle zwei Jahre statt und ist eine Kooperation der Al- bert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM). Im Jahr 2011 haben mehr als 10.000 Besucher die Wissen- schaft auf dem Münsterplatz erkundet. Wissenschaft und Wirtschaft vernet- zen: Im Januar 2013 hat die Universität Freiburg ein Speed-Dating für Unter- nehmen aus der Region veranstaltet. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forschungs- und Entwicklungsabtei- lungen sowie aller anderen Unterneh- mensbereiche hatten die Gelegenheit, mit Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftlern der Albert-Ludwigs- Universität in kurzen, informativen Gesprächen in Kontakt zu treten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten. Außerdem stellte die Uni- versität das Deutschlandstipendium vor, eine Förderinitiative der Bundes- regierung, die jeweils die Hälfte der Finanzierungskosten trägt, wenn die Universität Firmen, Organisationen oder private Spenderinnen und Spen- der zur Finanzierung der anderen Hälf- te gewinnen kann. Die Veranstaltung in Kooperation mit dem Wirtschaftsver- band Industrieller Unternehmen Baden war Teil der Fachmesse „Industrie & Elektronik“, die in den Hallen der Mes- se Freiburg stattfand. Speed-Dating für Unternehmer und Wissenschaftler FOTO: THOMAS KUNZ Wir sind ein stark wachsender und innovativer Hersteller tragbarer elektronischer Messgeräte. Wir beschäftigen insgesamt 2300 Mitarbeiter/innen und sind mit 31 Tochterunternehmen in 24 Ländern weltweit vertreten. Erfahrung sammeln bei Testo Ein Praktikum oder eine Thesis bei Testo zu machen heißt, ein Ziel vor Augen zu haben, in einem innovativen Unternehmen kreative Ideen einzubringen und sich täglich neuen Herausforderungen zu stellen. Unser Ziel ist es, das Morgen besser zu machen als das Heute. Sie haben Interesse, Ihr theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen? Dann kommen Sie zu uns. Wir suchen engagierte Leute für ein/e Praktikum(zwischen 6 Wochen und 6 Monaten) Mögliche Einsatzbereiche sind: Marketing und Vertrieb, Finanzen und Controlling, Forschung und Entwicklung und viele andere Einsatzgebiete Karrierestart VIA testo 2-monatiges Einstiegsprogramm zur Förderung von Potenzialträgern Bachelor- oder Master-Thesis Schreiben Sie Ihre Abschlussarbeit über ein interessantes Thema aus der Industrie. Interesse? Dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung, bevorzugt direkt über unser Online-Portal unter www.testo.de. Testo AG, Testo-Str. 1, 79853 Lenzkirch