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uni'leben 05-2014

05 2014 leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 5forschen Mit Hieb und Stich Drei Nachwuchsforscher wollen in einem Buch zeigen, welche Gegensätze das Schwert in sich vereint Die Deutsche Forschungsgemein- schaft (DFG) fördert an der Universität Freiburg drei Graduiertenkollegs in der Physik. Das neue Kolleg „Masse und Symmetrien nach der Entdeckung des Higgs-Teilchens am LHC“ soll helfen, grundlegende Fragen der Teilchen- physik zu beantworten. Sprecher ist Prof. Dr. Stefan Dittmaier. Das eben- falls neue, internationale Kolleg „Kalte Kontrollierte Ensembles in Physik und Chemie“ befasst sich mit kalten und ultrakalten atomaren und molekularen Systemen, die wichtig sind, um Quanten- eigenschaften und die Quantendyna- mik zu verstehen. Sprecher ist Prof. Dr. Frank Stienkemeier. Fortgesetzt wird das Graduiertenkolleg „Weiche Mate- rie: Von molekularen Kräften zu neuen Materialien“, das die Eigenschaften von komplexen Systemen der so genannten weichen Materie untersucht. Sprecher ist Prof. Dr. Günter Reiter. Die DFG inves- tiert damit in den nächsten viereinhalb Jahren insgesamt 12,5 Millionen Euro in die Ausbildung von Freiburger Dokto- randinnen und Doktoranden der Physik. Drei Graduierten- kollegs in der Physik Die Vermessung der Zellmembran: Der Immunbiologe Prof. Dr. Michael Reth erforscht, wie der menschliche Körper auf Fremdstoffe reagiert. www.pr.uni-freiburg.de/go/ immunsystem Des Kaisers neue Bildnisse: Die Archäologin Anne Kleineberg untersucht, welche Funktion Herrscherbüsten in der römischen Antike erfüllten. www.pr.uni-freiburg.de/go/bildnisse Lesen Sie auf SurprisingScience: Der Nordschwarzwald als Reallabor Seit Januar 2014 gibt es im Nord- schwarzwald den ersten Nationalpark Baden-Württembergs. Seiner Einrich- tung waren lange und kontroverse politische Debatten vorausgegangen. Von 2015 an wird ein so genanntes Reallabor die weitere Entwicklung be- gleiten: Forscherinnen und Forscher der Universität Freiburg und der Hoch- schule für Forstwirtschaft Rottenburg wollen untersuchen, wie sich der Natio- nalpark in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht auf die gesamte Region des Nordschwarzwalds aus- wirkt. Ziel ist es, im Dialog mit der Be- völkerung Handlungsoptionen für die Zukunft zu entwickeln. Sprecherin des Forschungsprojekts ist die Forstwis- senschaftlerin Prof. Dr. Barbara Koch von der Fakultät für Umwelt und Natür- liche Ressourcen der Albert-Ludwigs- Universität. FOTO: EYETRONIC/FOTOLIA 3,4 Millionen Euro für Chemiker Bakterien so verändern, dass sie Wirkstoffe, Energieträger, Chemikalien und Biomaterialien umwelt- und ressour- censchonend herstellen können: Für sein Projekt „Universell molekularer Pro- duktionsorganismus“ hat der Chemiker Dr. Stefan Schiller den Forschungspreis „Nächste Generation biotechnologischer Verfahren – Biotechnologie 2020+“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erhalten. Damit ist eine För- derung von circa 3,4 Millionen Euro verbunden, mit der Schiller in den kom- menden fünf Jahren ein Team aus sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- einheiten für Bakterien zu entwickeln. Höhere Zellen enthalten Organellen, die in jeweils passenden Reaktionsräumen spezielle Funktionen ausüben – analog zu Organen im menschlichen Körper. Bakterien dagegen sind für viele bio- technologische Anwendungen wichtig, enthalten aber keine Organellen. Das Team erforscht die chemischen Prozes- se von Zellen, um auf dieser Grundlage synthetische Organellen herzustellen und die passenden Reaktionsräume in Bakterien zu schaffen. www.surprising-science.de von Katrin Albaum Es steht für Gewalt und Macht, aber auch für Edelmut und Schönheit: „Das Schwert ist nicht nur eine Waf- fe, sondern auch ein Symbol“, sagt Mirjam Kaiser, die am Institut für Ar- chäologische Wissenschaften der Uni- versität Freiburg promoviert. „Es ist in der europäischen Kultur und auch in anderen Kulturen ein Zeichen für ge- rechte Macht, obwohl es gleichzeitig Werkzeug brutaler Gewalt war“, fügt der Tübinger Skandinavistik-Doktorand Sixt Wetzler hinzu. Gemeinsam mit der Freiburger Archäologie-Doktorandin Lisa Deutscher wollen die beiden das Buch „Das Schwert – Symbol und Waffe“ herausgeben. Ihr Vorhaben mit Spenden, die sie über die wissen- schaftliche Crowdfunding-Plattform „Sciencestarter“ erhalten haben. Kulturelle Bedeutung einer Waffe Deutscher, Kaiser und Wetzler sind von Schwertern fasziniert. „In Mitteleu- ropa werden Schwerter seit der mitt- leren Bronzezeit hergestellt, die etwa von 1600 bis 1300 v. Chr. andau- erte – in anderen Teilen der Welt wurden sie auch schon früher ange- fertigt“, erklärt Kaiser. „Erst in der Moderne lösten Schusswaffen die Hieb- und Stichwaffen ab.“ Die drei beschäftigten sich bereits in ihren Abschlussarbeiten mit Schwertern, hatten jedoch verschiedene Ansätze und behandelten unterschiedliche Epochen. Um sich auch mit Ver- treterinnen und Vertretern anderer Fächer und Berufsgruppen auszu- tauschen, organisierten sie 2012 an der Albert-Ludwigs-Universität eine fächerübergreifende Tagung zum Thema Schwert. „So etwas gab es im deutschsprachigen Raum und auf akademischer Ebene zum ers- ten Mal“, sagt Wetzler. Die Veranstaltung zu organisie- ren sei viel Arbeit gewesen, erin- nert sich Deutscher: „Aber die Ta- gung stieß auf große Resonanz. Es war eine Erfahrung, die uns persön- lich bereichert hat.“ Teilgenommen haben unter anderem Vertreter der Archäolo- gie, Philologie, Soziologie sowie der Schmiede- und Fechtkunst. Einen inte- ressanten Vortrag hätten zum Beispiel ein Frühgeschichtler und ein Schwertfechter gemeinsam gehalten: Der Frühgeschichtler Ingo Petri analysierte, wie sich Klingen- und Griffformen veränderten, und der Schwertfechter Roland War- zecha erklärte diese Entwicklung mit einer Kampftaktik, bei der der Schild anders eingesetzt wurde. „Das zeigt: Von einem fächerübergreifenden Austausch können alle Beteiligten re Vorträge behandelten beispiels- weise Verzierungen und Symbole auf Schwertern, Herstellung, aktu- elle Analysemethoden wie die Com- Bedeutung der Waffe. Crowdfunding als Notlösung Schwierigkeiten habe es bei der Finanzierung gegeben, berichtet Kai- ser: „Als Studierende und Doktoran- den konnten wir keine Fördermittel für die Tagung beantragen. Aber wir wollten niemanden einbeziehen, der schon etabliert ist und uns die Richtung vorgibt.“ Das Ziel war, eine Nach- wuchstagung selbststän- dig auf die Beine zu stel- len. Letztendlich hat sich die Veranstaltung über die Teilnahmege- bühren und die finanzielle Unterstüt- zung von zwei Sponsoren finanziert. Seit 2012 arbeitet das Team an dem Tagungsband mit Beiträgen von 17 Au- torinnen und Autoren – und stößt auf dasselbe Problem: „Auch wenn unser Vorhaben inhaltlich genau die Anforde- rungen einer Ausschreibung erfüllt, er- halten wir als Doktoranden kein Geld“, sagt Wetzler. Einmal hatten sie jedoch Erfolg: Die Franz-und-Eva-Rutzen- Stiftung übernimmt einen Teil der Druck- kosten. Das restliche Geld, 4.100 Euro, haben die Doktoranden über die Crowd- funding-Plattform „Sciencestarter“ zu- sammenbekommen, erklärt Wetzler: „Das ist für uns eine Notlösung.“ Als Nächstes bereitet das Team eine zweite Tagung vor, die ein grö- ßeres, internationales Publikum an- sprechen soll. Sie wird 2015 im Deut- schen Klingenmuseum in Solingen stattfinden, das zu diesem Anlass eine Sonderausstellung plant. Aus- stellung und Tagung widmen sich dem Thema „Das Schwert – Gestalt und Gedanke“. Einige aus dem Team forschten nicht mehr zu Schwertern, sagt Deutscher. „Trotzdem beschäf- tigen wir uns weiterhin mit unserem Lieblingsthema.“ Die Klingen kreuzen: Fechtbücher zeigen, wie die Menschen im Mittelalter gekämpft haben. QUELLE: SÄCHSISCHE LANDESBIBLIOTHEK – STAATS- UND UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK DRESDEN (SLUB)/MSCR.DRESD.C.94 F.141 RECTO Dieses in Bayern ge- fundene Schwert wur- de zwischen 1050 und 850 v. Chr. hergestellt. FOTO: MIRJAM KAISER 052014

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