06 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 14 versum Alumni antworten: Josef Mackert Wo haben Sie in Freiburg am liebsten gelernt, getanzt und gegessen? Am liebsten gegessen in den WG- Küchen meiner Freunde, in denen wir unsere bescheidenen Mittel und unsere bescheidenen Kochkünste zusammenlegten. Am liebsten gelernt in eben diesen Küchen, an- sonsten in der damaligen Bibliothek des Philosophischen Seminars, im Sommer auf einer Wiese über Herdern und am Abend im Kommu- nalen Kino im Wiehre-Bahnhof und in der Kamera, einem kleinen Pro- grammkino in dem Raum, der heute die Kammerbühne des Theaters ist. Getanzt damals leider gar nicht. Welche Erkenntnis aus Ihrer Studienzeit hat Sie nachhaltig geprägt? Einerseits: Die Werke von Michel Foucault, Jacques Derrida und Gilles Deleuze in Frankreich und die Arbei- ten der Gruppe „Poetik und Herme- neutik“ in Deutschland. Hermeneutik als Disziplin überhaupt. Andererseits ganz allgemein die Erkenntnis, dass sich das Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit in der Gesellschaft mit ökologischen Fragen verbinden muss. Welchen Rat würden Sie Studierenden geben? Verbündet euch! Lernt, forscht, dis- kutiert, experimentiert, genießt und empört euch möglichst gemeinsam mit anderen. Befragt die Universität immer wieder neu, ob sie in der besten aller möglichen Verfassungen ist (und stellt sie infrage, wo sie das nicht ist). Und natürlich: Geht ins Theater! Was ist schade daran, kein Student mehr zu sein? Nichts! „Typisch Student“ war zu meiner Zeit … Keine Ahnung ... Josef Mackert hat Philosophie, Lite- raturwissenschaften und Geschichte in Freiburg, Paris/Frankreich und Berlin studiert. Er ist seit 2002 am Theater Freiburg, derzeit als Chef- dramaturg. Außerdem übernimmt er regelmäßig Lehraufträge am Philo- logischen Seminar der Universität. Darüber hinaus arbeitet er mit den Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin und vom Exzellenzcluster „BrainLinks – Brain- Tools“ an Projekten, in denen sich wissenschaftliche und künstlerische Forschung verbinden. Neben zahl- reichen Publikationen für Fachzeit- schriften wie „Die Deutsche Bühne“ oder „Theater heute“ hat Mackert 2011 zusammen mit den Freiburger Forschern Dr. Oliver Müller, Prof. Dr. Giovanni Maio und Dr. Joachim Boldt das Buch „Das Gehirn als Projekt. Wissenschaftler, Künstler und Schü- ler erkunden unsere neurotechnische Zukunft“ herausgegeben. Abgefragt! FOTO:THEATERFREIBURG Vorsicht beim Umfüllen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stabsstelle Umweltschutz schütten brennbare organische Lösemittel aus Flaschen in einen großen Sammelbehälter. Gefährliche Abfälle aus der gesamten Universität, zum Beispiel aus den Naturwissenschaften, dem Klinikum und der Medizinischen Fakultät, können so flexibel, sicher und kostengünstig zu einer Sonderabfallverbrennungsstelle transportiert und dort vernichtet werden. Ihre Ausrüstung schützt die Mitarbeiter vor den gefährlichen Dämpfen der Lösemittel: Unter der Schutzhaube atmen sie gefilterte Luft. Der Raum gehört zu den mit den hochwertigsten Sicherheitseinrichtungen ausgestatteten Zimmern an der Universität Freiburg. Abgelichtet! FOTO: THOMAS KUNZ Auf, zu, hoch, runter: Der Fahr- stuhl im Rektorat am Fahnenberg- platz transportiert jeden Tag Men- schen und andere Lasten durchs Gebäude. Rimma Gerenstein hat sich mit ihm auf eine Fahrt verab- redet. uni’leben: Guten Tag, Fahrstuhl. Dann beginnen wir doch mit dem Interview – volle Fahrt voraus, so- zusagen. Fahrstuhl: Nun gut, das ist nicht der schlechteste Witz, den ich je gehört habe. Was war der schlechteste? Die schlechtesten Witze höre ich nicht, ich fühle sie. Zum Beispiel, wenn vier Schwergewichte auf einmal ein- steigen. Die Treppe hat es leicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie scheinen ein gutes Gespür für Sprachwitz zu haben. Ist am Aufzug ein Comedian verlorengegangen? Wollen Sie mich aufziehen? Ich glaube, wir stecken fest. Jetzt seien Sie nicht gleich beleidigt, wenn ich Ihre Fragen nicht ernstnehme. Nein, ich meine: Wir stecken fest – zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Stock. Keine Sorge, ich will nur einfach nicht die Tür aufmachen. Da kommt jemand mit Currywurst. Davon wird mir schlecht. Wen transportieren Sie am liebsten? VIPs, die im Rektorat empfangen werden. Das bedeutet nämlich, dass Essen aus dem Colombi-Hotel ge- liefert wird – das ist was für meine Feinschmeckernase. Außerdem freue ich mich über Menschen, die mich morgens als Ankleide- und Zurecht- zupfzimmer benutzen. Die Gesichter, die Damen beim Lippenstiftauftragen schneiden, heben meine Laune. Sind Fahrgäste schon einmal heiß über einander hergefallen? Das Heißeste, was ich in meinen Wänden gesehen habe, war eine Fuh- re Kürbiscremesuppe, die zu einem Festakt geliefert wurde. Es gibt im Rektorat zwei Aufzü- ge. Verstehen Sie sich gut mit Ihrem Kollegen? Das ist wie mit eineiigen Zwillingen: Im Großen und Ganzen sind sie gleich, aber es gibt immer einen, der jünger, schöner, klüger, schneller und leiser unterwegs ist. Aber ich will nicht an- geben. Vielen Dank für das Gespräch. Lassen Sie mich bitte raus? Moment, da kommt jemand mit einer Palette voller Universitätszeitungen. Das soll der Kollege übernehmen. Abgehört! von Rimma Gerenstein FOTO:KATRINALBAUM Wenn Menschen sich fühlen wollen wie Hühner in der Legebatterie, besu- chen sie den Freiburger Weihnachts- markt. In nur zweieinhalb Stunden ist es möglich, sich einmal quer über den Rathausplatz schieben zu lassen, da- bei versehentlich Bienenwachskerzen und bunt marmorierte Glaskugeln von den Auslagen zu reißen, einen Flamm- kuchen ins Gesicht gedrückt und drei Gläser Glühwein über die Winterjacke gekippt zu bekommen und sich Uhr und Brieftasche klauen zu lassen. Das alles wird begleitet von den Klängen der Panflöten-Indios und der Kinder, die besser mal daheim geübt hätten, bevor sie ihr Gegeige der Öffentlich- keit zumuten und auch noch einen Hut aufstellen. Gerüchten zufolge nutzen Psychologinnen und Psychologen das Setting gerne, um Patientinnen und Patienten mit deren sozialen Ängsten zu konfrontieren. Was für ein Spekta- kel, alle Jahre wieder. Und teuer ist es auch. Vegane Tofu-Gans zum Krippenspiel Die Universität könnte die Stadt entlasten und einen eigenen Weih- nachtsmarkt veranstalten – direkt vor der neuen Universitätsbibliothek, die derzeit noch so aussieht, als sei der Stern von Bethlehem draufgefallen. An Bäumchen aus dem universitätseige- nen Mathislewald hängen Glitzerstein- chen aus der Geologie, Leuchtdioden aus der Mikrosystemtechnik und Weih- nachtsgurken aus dem Botanischen Garten. Als Engel eignen sich kostü- mierte Gipsstatuen aus der Archäo- logischen Sammlung. Studentische Theatergruppen führen ein Krippen- spiel auf, wobei die Ethnologie darauf achtet, dass die Theologie das Stück nicht dominiert, und den Fayu aus In- donesien, den Khoikhoi aus Südafri- ka sowie allen anderen Kulturen der Welt Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Professorinnen und Professoren wie- derum streiten sich darüber, wer die Heiligen Drei Könige spielen darf. Das Studierendenwerk sorgt für das Cate- ring aus der Mensaküche: Milchreis mit Bratapfelmus, vegane Tofu-Gans mit fair gehandelten Dörrfrüchten aus dem Westjordanland, Schnitzel mit Pommes – Letzteres ohne Bezug zum Fest, aber unvermeidlich. Und der Universitätswein schmeckt womöglich sogar noch besser, wenn er erhitzt und kräftig gewürzt wird. Apropos Alkohol: Auf Weihnachts- märkten lässt sich beobachten, wie viel die menschliche Leber verträgt – oder auch nicht. Ob die Chemie einen Stand bekommt, an dem sie Selbst- gebranntes anbietet, bleibt daher abzu- wägen. Sollte der Konsum allzu akade- mische Ausmaße annehmen, wäre es jedenfalls geboten, das Adventsevent zu verlagern: ans Universitätsklinikum. Abgelästert! von Nicolas Scherger Advent auf Akademisch Abgesahnt! Was könnte es dank der synthetischen Biologie und eines Crowdfunding- Projekts bald geben? a) Bäume, die leuchten b) Bakterien, die Plastik abbauen c) Bazillen, die sich farblich an ihre Umgebung anpassen d) Blüten, die ihren Duft verändern Gewinnen Sie eine Gesichts- behandlung im ars nova Kosme- tikstudio, einen Gutschein für die Buchhandlung Rombach über 50 Euro und 1 x 2 Eintrittskarten für die Wellnessoase mit den Saunen der Palmenoase im Badeparadies Schwarzwald. Schicken Sie Ihre Antwort an unileben@pr.uni-freiburg.de Einsendeschluss ist der 31.01.2014.