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uni'leben 06-2013

06 2013 unı leben Die Zeitung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg www.leben.uni-freiburg.de 5 von Sandra Megahed Angst, in der Schule ein Referat zu halten, von anderen Kindern aus- gelacht zu werden, einen Fremden nach der Uhrzeit zu fragen, sich zu blamieren: Fünf bis zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutsch- land leiden unter sozialen Phobien. „Mut steht Dir gut“ heißt das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Projekt, das die Abteilung für Klinische Psychologie und Psycho- therapie der Universität Freiburg ge- meinsam mit der Abteilung für Klinische Kinder- und Jugendlichenpsychologie und Psychotherapie der Universität Bielefeld bis Ende 2014 umsetzt. Das Freiburger Team, bestehend aus den Psychologinnen Julia Asbrand und Dr. Martina Krämer und der Leiterin Prof. Dr. Brunna Tuschen-Caffier, kann auf den Erkenntnissen aus der ersten Pha- se des Projekts aufbauen. Training in Kleingruppen Bei Erwachsenen hat die Wissen- schaft eine Reihe von Faktoren als be- deutsam für soziale Phobien ermittelt. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie sich ein Verhalten aneignen, mit dem sie sich sicherer fühlen – etwa schwar- ze Kleidung tragen, die Schweißrän- der unter den Achseln verbergen soll. Ein vergleichbares wissenschaftliches Modell für Betroffene im Kindesalter existiert bislang noch nicht. Das Team will nun herausfinden, ob die Faktoren, die bei Erwachsenen eine Rolle spie- len, auch auf 9- bis 13-jährige Kinder mit sozialen Ängsten zutreffen. Zudem möchten die Psychologinnen überprü- fen, welche Veränderungen, zum Bei- spiel beim Einschätzen der eigenen Leistung, das entwickelte Therapie- programm bei Kindern bewirken kann. Die Forscherinnen haben bereits in mehreren Studien nachgewiesen, dass das Training soziale Ängste nachhaltig reduziert. Spielerischer Ansatz Doch wo hört Schüchternheit auf, wo fängt Angst an? Und vor allem: Wann wird sie pathologisch? „Schüch- terne Kinder tauen in der Regel nach einer gewissen Zeit auf“, sagt Asbrand. „Sozial phobische Kinder jedoch schaf- fen es häufig nicht, sich außerhalb ih- rer Familie in das jeweilige Umfeld zu integrieren.“ Der wesentliche Unter- schied sei, dass diese Kinder immens unter ihrer Angst litten. Meistens hät- ten sie nur wenige Freundinnen und Freunde, fühlten sich ausgegrenzt. Oft glauben sie, mit körperlichen Sympto- men wie Erröten oder starkem Schwit- zen auf Situationen zu reagieren, bei denen sie sich überfordert fühlen. Aber auch Verhaltensweisen wie Wutaus- brüche oder übermäßige Anhänglich- keit könnten die Folge ihrer Phobie sein, sagt die Psychologin. „Mut steht Dir gut“ ist ein Training für kleine Gruppen von vier bis sechs Kindern. Es findet über einen Zeitraum von drei Monaten einmal wöchentlich statt. Jede Trainingseinheit dauert 100 Minuten. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit dem Thema Angst. Was ist Angst? Wie können Menschen ihr begegnen? Die Kinder lernen, wie sie sich mental beeinflus- sen lässt, dass es so genannte Angst- macher- und Mutmachergedanken gibt und dass Angst sogar eine positive Seite hat, zum Beispiel, wenn sich da- durch eine reelle Gefahrensituation vermeiden lässt. Das Training basiert auf den Grundlagen der Verhaltens- therapie, es zeichnet sich durch seinen interaktiven und spielerischen Ansatz aus. So kommen auch Handpuppen zum Einsatz, die sich etwa als Angst- und Mutmacher miteinander unter- halten. Sich durchzusetzen und vor anderen sprechen zu lernen üben die Kinder in Form von Rollenspielen. Ein wichtiger Schritt ist es, das Gelernte anzuwenden. Dafür bekommen die Kinder immer wieder Aufgaben, zum Beispiel, jemanden anzurufen, sich in der Schule zu melden oder einfach sich selbst in bestimmten Situationen zu beobachten. Das Interesse aufseiten der Eltern, die über die Schulen auf das Projekt aufmerksam gemacht werden, sei groß, berichtet Asbrand. Die Kinder haben innerhalb der Gruppe ein ide- ales Übungsfeld. „Besonders entlas- tend ist es für sie, zu sehen, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind.“ Auch dass sie direkt von den anderen Kindern ein Feedback bekämen, trage zum Erfolg bei – das sei oft überzeu- gender als die Rückmeldung von Er- wachsenen. forschen Die Mutmacher Mit einem Therapieprogramm erforschen und behandeln Freiburger Psychologinnen soziale Ängste bei Kindern Dreimonatiges Training mit Erfolg: Spielerisch nähert sich die Psychologin Julia Asbrand gemeinsam mit den Kindern dem Thema Angst. FOTO: THOMAS KUNZ www.pr.uni-freiburg.de/go/psychologie Wenn ein Artikel von uni'leben Sie besonders beschäftigt hat, wenn Sie sich gefreut oder geärgert haben: Das Redaktionsteam freut sich über Ihre Meinung, Kritik und Anregungen. Die Redaktion behält sich vor, Ihre Zuschrift gegebenenfalls in gekürzter Form als Leserbrief zu veröffentlichen. unileben@pr.uni-freiburg.deunileben@pr.uni-freiburg.de Schreiben Sieʼs uns. Ihre Meinung ist gefragt! Korrekturlesen u. Lektorieren aller dt. Texte, auch Uni-Arbeiten, von Volljurist i.R. geboten.Tel.: 0173/3616207, oder: rudi.b.finckh@gmx.net Das Graduiertenkolleg „Frequenz- effekte in der Sprache“ an der Albert- Ludwigs-Universität Freiburg erhält von der Deutschen Forschungsge- meinschaft eine zweite Förderung. Von April 2014 bis September 2018 haben zwei weitere Generationen von Doktorandinnen und Doktoranden die Gelegenheit, auf Stellen für wissen- schaftliche Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter zu promovieren. Die Gesamt- summe für diese Förderphase beträgt etwa drei Millionen Euro. Im Graduier- tenkolleg beschäftigen sich die Nach- wuchsforscherinnen und -forscher mit der Frage, wie sich die Frequenz, das heißt die Häufigkeit von sprachlichen Einheiten wie Wörtern oder Phrasen, auf die Struktur der Sprache auswirkt. Das Kolleg nimmt eine gebrauchsba- sierte Perspektive ein: Sprachliche Einheiten, die Menschen häufig ver- wenden, sind demzufolge stärker im sprachlichen Gedächtnis verankert als seltener genutzte. Förderung für Graduiertenkolleg „Frequenzeffekte“ verlängert frequenz.uni-freiburg.de Die Deutsche Forschungsgemein- schaft hat den Fortsetzungsantrag des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Kontrolle der Zellmotilität bei Morphogenese, Tumorinvasion und Metastasierung“ bewilligt. Der SFB wird seit dem 1. Januar 2010 geför- dert und erforscht die Mechanismen der Ausbreitung bösartiger Tumore. Er erhält 9,5 Millionen Euro für vier weitere Jahre. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultät für Biologie und der Medizinischen Fakul- tät der Universität Freiburg sowie des Deutschen Konsortiums Translationa- le Krebsforschung, Partnerstandort Freiburg, arbeiten in diesem SFB zu- sammen. Sprecher ist Prof. Dr. Chris- toph Peters, Direktor des Instituts für Molekulare Medizin und Zellforschung und wissenschaftlicher Direktor des Tumorzentrums des Universitätsklini- kums Freiburg. www.telematik.uni-freiburg.de Im neuen Projekt „iUrban“ erar- beiten Informatiker, Wirtschaftswis- senschaftler, Elektrotechniker und Psychologen integrierte Geschäfts- und Datenschutzmodelle für Strom- systeme mit einem hohen Anteil von erneuerbaren Energien. Die Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln so genannte intelligente Stromnetze, die Faktoren rund um Angebot und Nachfrage regeln sol- len. Die Europäische Union fördert das Projekt mit mehr als 3,8 Millionen Euro. Prof. Dr. Günter Müller vom In- stitut für Informatik und Gesellschaft der Universität Freiburg und Prof. Dr. Jens Strüker vom Institut für Energie- wirtschaft der Hochschule Freseni- us leiten das Forschungsvorhaben, das auf drei Jahre angelegt ist. Die Abteilung Telematik des Instituts für Informatik und Gesellschaft der Al- bert-Ludwigs-Universität untersucht die Fragen des Datenschutzes und dessen Berücksichtigung in den ent- stehenden Geschäftsmodellen mit Partnern aus ganz Europa. Intelligente Stromnetze www.sfb850.uni-freiburg.de Sonderforschungsbereich erhält 9,5 Millionen Euro Helfen Sie mit, den Freiburger Münsterturm für unsere Enkel zu erhalten. Turmretter gesucht! Jetzt helfen: www.wir-bauen-mit.de oder Tel. 0761/214027-0 Konto 18 18 18 18 BLZ 680 501 01 Sparkasse Freiburg Unterstützen Sie die Sanierung des Freiburger Münsterturms. Konto 37 37 37 37 BLZ 680 900 00 Volksbank Freiburg eG www.schleiner.de

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