Gibt es ein Leben nach dem Tod? Sebastian 23 stellt in seinen Texten und in seinem aktuellen Roman philosophische Fragen. Foto: Christoph Neumann PORTRÄT Alumni-Netzwerk uni'alumni 2015 „Ich lebe meinen Traum“ Der Philosophieabsolvent und Autor Sebastian 23 tourt als Poetry-Slammer durch Deutschland Wie geht’s euch?“, fragt Sebastian 23 sein Publikum bei jedem seiner Auftritte. Sich mit den Menschen zu unter- halten ist ihm wichtig und eines seiner Markenzeichen: „Ich trete nicht auf, weil ich einfach meine Texte loswerden will. Ich mag den Kontakt zum Publikum.“ Seine Texte sind unter- haltsam, lustig, manchmal nachdenklich und voller Fragen. Als erfolgreicher Poetry-Slammer tourt Sebastian 23 durch ganz Deutschland, zudem hat er mehrere Bücher geschrie- ben. Sein zweites Markenzeichen ist eine braune Mütze: „Ir- gendwann dachte ich, ich spare mir den Aufwand, mir eine Frisur zu machen. Wenn ich die Mütze jetzt nicht mehr aufha- be, erkennt mich kein Mensch mehr.“ Mit seinem Künstlerna- men, dem dritten Markenzeichen, war es ähnlich: Bei einem Poetry-Slam, an dem mehrere Sebastians teilnahmen, gab er zusätzlich sein Alter statt seines Nachnamens Rabsahl an. Auch das blieb hängen. Bei einem Poetry-Slam stehen mehrere Autorinnen und Autoren live auf der Bühne und liefern sich einen Wettstreit. Alle Textsorten sind erlaubt. Das Publikum entscheidet, wer gewinnt. „Es ist eine ziemlich direkte Art von Literatur“, sagt Rabsahl. Der 35-Jährige ging 2001 zum ersten Mal zu einem Poetry-Slam im Freiburger Café Atlantik, als er noch Philoso- phie, Europäische Ethnologie sowie Neuere und Neueste Ge- schichte an der Albert-Ludwigs-Universität studierte. Erst ging er nur gelegentlich, später jeden Monat auf die Bühne. Andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer luden ihn ein, in ih- ren Städten aufzutreten. „So bin ich da langsam reingeraten.“ Das wilde, verrückte Künstlerleben Schließlich konnte Rabsahl einen ganzen Abend mit sei- nen Texten füllen. Zudem begann er, Poetry-Slam-Workshops zu geben. 2006 schließlich stand er vor einer Entscheidung: Sollte er sich auf seine Promotion im Fach Philosophie kon- zentrieren und eine Karriere an der Universität anstreben? Oder sollte er es als freier Schriftsteller probieren? „Ich habe mir dann gedacht, ich kann diese Chance, meinen Traum zu leben, nicht ungenutzt lassen.“ Er bereut seine Wahl nicht. Regelmäßig ist er auf Tour, und gerade ist sein Roman „Theorien und Taxis – Auswege aus der Philosophie“ über einen Taxi fahrenden Philosophieabsolventen erschienen. Außer- dem betreibt Rabsahl eine Agentur, die sich auf Veranstaltun- gen wie Poetry-Slams und Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer spezialisiert hat, und leitet weiterhin Workshops. „Ich arbeite viel mehr im Büro, als ich mir das von einem wilden, verrückten Künstlerleben erhofft hatte“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Aber ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit dem, was ich mag.“ Schon als Kind dachte er sich gerne Geschichten aus und wollte Schriftsteller werden. Außerdem schwebten ihm schon immer viele Fragen im Kopf herum, was ihn dazu brachte, Philosophie zu studieren. Das spiegelt sich auch in seinen Texten wider. In seinem aktuellen Buch befasst er sich mit Fragen von „Was ist Glück?“ bis „Was finden Philosophen lus- tig?“. Inspiration für neue Texte holt Rabsahl sich auf Reisen: „Kreativ zu sein fällt leichter, wenn man nicht an einer Stelle sitzt und immer die gleiche Raufasertapete anstarrt, sondern in die Welt hinausgeht und Eindrücke sammelt.“ Dennoch ist er auch gerne länger zu Hause in Bochum, wo er die Zeit am liebsten mit seiner Frau und seinem Sohn verbringt. Katrin Albaum „ 16