„Mit gutem Beispiel vorangehen“ Ellen Biesenbach leitet den Familienservice der Universität Freiburg INTERVIEW Familienfreundlichkeit hat für die Albert-Ludwigs-Universität einen ho- hen Stellenwert: Seit 2010 ist der dafür zuständige Familienservice als Stabs- stelle beim Kanzler Dr. Matthias Schenek verortet. Was leistet der Service für die Beschäftigten und Studierenden? Anita Rüffer hat nachgefragt – bei Ellen Bie- senbach, Leiterin der Stabsstelle und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Familienservice GmbH. Die 2011 ge- gründete Tochtergesellschaft der Uni- versität ist Trägerin der vier Uni-Kitas. uni’alumni: Frau Biesenbach, eine Universität ist doch eigentlich zum Forschen, Lehren und Lernen da. Was hat da ein Familienservice zu suchen? Ellen Biesenbach: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein in der ge- samten Gesellschaft intensiv diskutier- tes Thema. Das spiegelt sich auch an der Universität wider. Männer wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, Frauen wollen ihre berufliche Karriere nicht brachliegen lassen. Die Hoch- schule als wichtige gesellschaftliche Akteurin und Bildungsinstitution hat in dieser Frage eine besondere Verant- wortung und will mit gutem Beispiel vorangehen. Nimmt sie sich dabei auch selbst ein Beispiel an anderen? Die Universität ist aktives Mitglied im re- gionalen Netzwerk familienfreundlicher Unternehmen. Dort werden gute Ideen ausgetauscht, von denen auch wir profi- tieren. Es ist ein gegenseitiges Von- einanderlernen. Treiben nur Fürsorge und soziale Verantwortung für Beschäftigte und Studierende die Universität an – oder steckt auch ein gewisser Eigennutz dahinter? Im Wettbewerb um die besten Köpfe sind familienfreundliche Angebote mitt- lerweile ein wichtiger Faktor. Beim aka- demischen Personal ist die Geburtenrate bislang besonders niedrig. Die universi- täre Wissenschaft ist in der Praxis im- mer von einer hohen Verfügbarkeit ihrer Beschäftigten und einer außergewöhnli- chen Arbeitsleistung ausgegangen. Un- ser Ziel ist es, dass in der gesamten Universität, auch auf den Führungsebe- nen, die Bedürfnisse von Familien und Kindern umfassend mitgedacht werden. Was haben Sie alles im Angebot? Ein wichtiger Baustein ist die Kinderbe- treuung: Die Universität betreibt inzwi- schen vier eigene Kitas. Wir organisieren Ferienbetreuungen und die Kinderbetreuung bei Kongressen. Den Eltern stehen flexible Arbeitszeit- modelle wie Gleitzeit und Telearbeit of- fen, und in einem Arbeitskreis denken wir über weitere Maßnahmen, beispiels- weise zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, nach. Es geht uns nicht um ein Sammelsurium von Einzel- maßnahmen, Familienfreundlichkeit ist ein Querschnittsthema. Wir arbeiten an einer familienfreundlichen Gesamtkultur. Davon konnten frühere Generationen von Forschenden und Studierenden vermutlich nur träumen. Seit 1996, als die erste Uni-Kita eröffnet wurde, hat sich tatsächlich viel getan. Seinerzeit hat die Frauenbeauftragte noch für die Einrichtung einer Kita kämp- fen müssen. Als 2013 die vierte – die Uni-Kita Murmelgarten – eröffnet wurde, waren der Rektor, der Kanzler und der Freiburger Oberbürgermeister zugegen. » www.familienservice.uni-freiburg.de Ellen Biesenbach, Leiterin des Familienservice, ist der Universität Freiburg seit vielen Jahren verbunden: Sie hat ein geisteswissenschaft- liches Studium absolviert, war als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Gründung des Zentrums für Anthropologie und Gender Studies beteiligt und arbeitete von 2000 bis 2010 als Gleichstellungsreferentin. Foto: Sandra Meyndt Spielen und fröhlich sein: Die 2013 eröffnete Uni-Kita Murmelgarten bietet 40 Betreuungs- plätze für Kinder im Alter von bis zu drei Jahren. Foto: Patrick Seeger 21