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uni'alumni 2015

Er sei, sagt Günther Klugermann, ein Freiburger mit Leib und Seele. Au- ßer im Urlaub hat der 64-Jährige die Stadt nie für längere Zeit verlassen. Seine Liebe zu ihr spiegelt sich in seiner Arbeit der vergangenen Jahre: Kluger- mann hat mehrere historische Bildbände über Freiburg veröffentlicht. Freiburg in den 1950er oder 60er Jahren, Freiburgs früheres Stadtbild, Freiburg in seiner schicksalsträchtigsten Nacht im Novem- ber 1944 – über all das hat der Ge- schichtsforscher wochenlang im Stadt- archiv, im Staatsarchiv und in alten Zeitungen recherchiert. „Ich habe einen ironisch-unterhaltsamen Schreibstil und lasse immer auch meine Meinung durchblicken“, sagt der Autor. Dass er mal „in Büchern“ machen würde, hätte Klugermann nie gedacht. Zunächst studierte er Volkswirtschafts- lehre an der Universität Freiburg – mit Nebenfach Soziologie. „Aber mir war klar, dass ich nie Volkswirt sein würde.“ Nach dem Examen jobbte er, mal als Taxifahrer, mal als eine Art Hausmeister. Es folgten eine Zusatzausbildung beim Arbeitsamt zum Berufsberater und zwei Jahre „voller Bürokratie – das war nichts für mich“. Nebenher studierte er Sozio- logie, eine Wissenschaft, die ihn schon während seines Erststudiums fasziniert hatte. Nach dem Magisterexamen arbeitete er beim Freiburger Institut für angewandte Sozialwissenschaft, im Rehazentrum Bad Krozingen und bei der Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Forschung in der Medizin. „Dann ist die Berliner Mau- er gefallen, und auf einmal waren alle Gelder für meine Projekte gestrichen.“ Den Alltag der Menschen kennenlernen Nach weiteren Umwegen landete er schließlich bei der Geschichte. Die Liebe zu ihr ist, ebenso wie seine Familie, eine Konstante in seinem Leben. Als Schüler hatte er sich für das Mittelalter begeistert. Dann, Klugermann war 20 Jahre alt, starb sein Großvater. „Das war ein tiefer Ein- schnitt für mich, er war mein Vaterersatz.“ Klugermann begann, sich mit seiner Her- kunft im Besonderen und der Genealogie im Allgemeinen zu beschäftigen. „Das ging zurück bis zum Beginn der meisten Kir- chenbücher, etwa nach dem 30-jährigen Krieg. Irgendwann war mir das Zusam- mentragen von Daten zu wenig. Ich wollte wissen, wie das Leben der Men- schen aussah, mir ihren Alltag so an- schaulich wie möglich vorstellen können.“ Er nimmt an Tagungen teil, hört Vorträ- ge, tritt in Geschichtsvereine ein, beteiligt sich an Projekten. Beispielsweise konzi- piert er die städtische Ausstellung zur Kindheit in Freiburg im 20. Jahrhundert mit, erstellt Ortschroniken von Dörfern in der Region und stöbert in alten Ausgaben der „Freiburger Zeitung“ Themen auf. Etwa, dass die Waldsee-Gaststätte im Jahr 2013 ihr 130-jähriges Bestehen feierte. „Zunächst gab es nur den See, der den Brauereien im Winter Eis zur Bierkühlung lieferte. Dann kam der so genannte Ver- schönerungsverein auf die Idee, ihn tou- ristisch zu nutzen – zum Angeln, Bootfahren und Schlittschuhlaufen.“ Der ziel für Familien. Zunächst gab die Stadt ihr Okay für provisorische Imbissbuden, 1883 wurde das Gasthaus errichtet. Klu- germann bereitete die Geschichte des Hauses für eine Jubiläumschronik auf. Vor allem die Schicksale der Wirte berührten ihn. Immer wieder war er während der Re- cherchen vor Ort. „Das ist mir wichtig, um zu bekommen.“ Auf seiner Projektliste steht kein Ge- schichtsstudium mehr, obwohl das na- heläge. Aber eine Promotion, die sich in der historischen Soziologie bewegt. Günther Klugermann ist mal wieder auf ein Thema gestoßen. Claudia Füßler Der Waldsee in Freiburg ist ein beliebtes ist eines von vielen Themen, mit denen sich Günther Klugermann beschäftigt hat. Foto: Patrick Seeger Geschichten aus Stadt und Umland PORTRÄT Günther Klugermann recherchiert zu Themen aus der Vergangenheit Freiburgs und der Region 30

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