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uni'alumni 2015

Spionage, Datenschutz, intelligente Stromnetze: Die Wissenschaftlerin- nen und Wissenschaftler am Zentrum für Sicherheit und Gesellschaft be- schäftigen sich mit Fragen der zivilen Sicherheit und entwickeln neue Techno- logien. Katrin Albaum hat mit dem Lei- ter, Prof. Dr. Ralf Poscher, über die Arbeit des Zentrums und die Aufgaben der Sicherheitsforschung gesprochen. uni’alumni: Herr Poscher, welchen Forschungsansatz hat das Zentrum für Sicherheit und Gesellschaft? Ralf Poscher: Ein rein technikorientier- ter Ansatz birgt die Gefahr, dass eine entwickelte Technik auf rechtliche Hür- den stößt oder die Gesellschaft sie nicht akzeptiert. So ist es zum Beispiel beim Körperscanner für Flughafen-Check- points, auch „Nacktscanner“ genannt, gewesen. Wenn die geistes- und ge- sellschaftswissenschaftliche Perspekti- ve in die Technologien einfließt, lassen sich solche Probleme vermeiden. Unser Forschungsansatz ist daher fächerüber- greifend. Wohin geht der Trend in der Technikentwicklung? Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Informationstechnologie ähnlich wie die Automobilindustrie entwickelt. Vor wenigen Jahrzehnten mussten Au- tos immer mehr Pferdestärken haben und immer schneller fahren. Heute bevorzugen Käuferinnen und Käufer Fahrzeuge mit Sicherheits- und As- sistenzsystemen, also stehen diese im Fokus der Entwicklung. Die Infor- mationstechnologie befindet sich heu- te an einem ähnlichen Punkt wie einst die Automobilindustrie. Zurzeit dreht sich alles darum, neue Möglichkei- ten auszureizen: Wie kann man mehr Daten erheben und diese effizienter bearbeiten? Neue Optionen für den Datenschutz in die Entwicklungen zu integrieren ist nachrangig. Warum sollte sich das ändern? Wenn bei einer neuen Technologie daten- schutzrechtliche Probleme auftauchen, müssen Entwicklerinnen und Entwick- ler ihnen mit weiteren Technologien ent- gegenwirken. Das verursacht Kosten. Darüber hinaus diskutiert die Öffent- lichkeit über Themen wie Privatsphäre. Die Industrie wird Datenschutztechni- ken entwickeln, wenn die Gesellschaft diese einfordert. Es ist die Aufgabe des Rechts, in dieser Hinsicht Maßstäbe zu setzen, die in Zusammenarbeit mit den geistes- und gesellschaftswissenschaft- lichen sowie den technischen Diszipli- nen entwickelt werden. Was bedeutet für Sie „Sicherheit“? Es gibt viele Arten von Sicherheit, zum Beispiel die soziale oder die innere Sicherheit, die jeweils unterschiedliche Aspekte ins Zentrum stellen. Als Jurist ist es für mich einfach: Wir haben für al- les Definitionen. Sicherheit entspricht demnach der Unverletztheit der Rechts- ordnung. Das ist eine kluge Definition, denn sie gibt diese vielschichtige Frage weiter in die Komplexität der Rechtsord- nung. Unsere Gesetze definieren, was wir unter Sicherheit verstehen. Unterscheidet sich das Sicher- heitsdenken in Deutschland von dem in anderen Ländern? Ich denke, wir sind in dieser Hinsicht sensibler. Deutschland hat zwei Dikta- turen erlebt, die Überwachungsinstru- mentarien exzessiv genutzt haben, um Menschen zu unterdrücken und zu ver- folgen. Zudem haben wir in der Zeit des Nationalsozialismus nicht die Erfahrung gemacht, dass wir uns allein wieder von diesen Fehlentwicklungen befreien konnten. Das erklärt, warum wir Eingrif- fe in die Privatsphäre anders wahrneh- men und anders damit umgehen. Ralf Poscher hat eine Professur am Institut für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie der Universität Freiburg inne. Foto: Patrick Seeger Der Juraprofessor Ralf Poscher leitet das Zentrum für Sicherheit und Gesellschaft der Universität Freiburg Neue Technik, mehrere Perspektiven INTERVIEW 24

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