Wien, die Weltstadt: das kulturelle Erbe der Habsburgermonarchie, die Nähe zu den slavischsprachigen Ländern, der österreichische Staat, für den Wissenschaft und Kunst zentral sind, das Institut für Slawistik der Uni- versität, mit 2.000 Studierenden fast zehnmal so groß wie sein Pendant in Freiburg. „Wien ist meine Traum- stadt“, sagt Prof. Dr. Juliane Besters- Dilger. Dreizehn Jahre lang hatte sie dort die Professur für ostslavische Sprachwissenschaft inne. Ihrer Familie zuliebe ist sie 2007 an die Albert-Ludwigs- Universität zurückgekehrt, an der sie in den 1970er Jahren studierte. Die Philologische Fakultät in Freiburg hat sie überzeugt, sie schätzt das fächer- übergreifende Arbeiten auf hohem wis- senschaftlichem Niveau. Und gerade hier, weit weg von Russland und den Ländern Osteuropas, hat die Slavistik für die Forscherin eine wichtige Aufga- be: sich für harmonische Beziehungen zwischen Deutschland und den sla- vischsprachigen Staaten einzusetzen. Besonders, wenn das politische Klima frostiger wird – wie im aktuellen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Zur Slavistik ist Juliane Besters- Dilger gekommen, weil „mich die Exotik Russlands fasziniert hat“. Das heutige Russland bereiste sie nach dem Abitur zum ersten Mal: mit der Transsibiri- schen Eisenbahn auf dem Weg nach Japan. In der Studienzeit erlebte sie in Polen großes Interesse am Westen, in der Sowjetunion ein Klima des Miss- trauens. Letzteres hat sich der Forscherin zufolge im Russland der 1990er Jahre schlagartig geändert. Umso beunruhi- gender ist für sie, was sie derzeit beob- achtet: „Ich war schockiert, als ich im März 2014 an der Universität in Moskau eine extrem aufgeladene Stimmung ge- genüber der Ukraine erlebt habe.“ Mit ihrer Forschung setzt sie weiter auf Dia- log: So untersucht die Wissenschaftlerin unter anderem, wie die russische und die ukrainische Sprache in der Ukraine verteilt sind und welche Schwierigkeiten Menschen mit der Muttersprache Rus- sisch haben, wenn sie Deutsch lernen. Auf dieser Grundlage will sie aufklären, das Verständnis fördern – zwischen den Staaten und innerhalb der Gesellschaft in Deutschland. Akzente im neuen Amt Künftig wird die Forschung für Juliane Besters-Dilger in den Hintergrund treten: Seit dem 1. Oktober 2014 ist sie haupt- amtliche Prorektorin für Studium und Lehre der Universität Freiburg. Im neuen Amt will die Slavistin ebenfalls dialogför- dernde Akzente setzen. „Ich bin aufge- schlossen gegenüber unkonventionellen Lehrformen.“ Ein Beispiel dafür ist ein gemeinsames Seminar für Studierende der Universitäten Freiburg und Lem- berg/Ukraine, das sie zur europäischen Sprachen- und Minderheitenpolitik an- geboten hat. Außerdem rät sie allen Studierenden, besonders in den Sprach- wissenschaften, zu Aufenthalten im Ausland. Sie selbst beherrscht mehrere slavische und romanische Sprachen, dazu Deutsch und Englisch, „und in der Schule habe ich Latein und Altgrie- chisch gelernt“. Darüber hinaus möchte sie Formen des E-Learnings an der Uni- versität populärer machen: „Ich habe als Dozentin die Erfahrung gemacht, dass online-basierte didaktische Ange- bote, kombiniert mit persönlichem Kon- takt zu Lehrenden und anderen Lernenden, den Studierenden besonders entgegen- kommen.“ Nicolas Scherger PORTRÄT Juliane Besters-Dilger ist neue Prorektorin für Studium und Lehre der Universität Freiburg. Foto: Baschi Bender Forschen, aufklären, Dialoge fördern Die Sprachwissenschaftlerin Juliane Besters-Dilger setzt sich für gute Beziehungen zu den slavischen Staaten ein 22 Uni-Splitter uni'alumni 2015