Erfahrungen mit vier Bibliotheken naChGeFraGt Das heutige Kollegiengebäude (KG) IV, die erste Universitätsbibliothek (UB) am Rotteckring, die ehemalige Stadthalle als Ausweichquartier während der Sanierung, der 2015 eröffnete Neubau: Die Freiburger UB war in den vergangenen Jahrzehnten in vier unterschiedlichen Gebäuden unter- gebracht. Wie haben Studierende die Bibliotheken wahrgenommen? Tanja Kapp hat sich umgehört. Dr. reiner Fuest, Zentrale universitätsverwaltung, leiter der abteilung Wissensmanagement: „Ach, die gute alte UB am Rotteckring hatte schon was. Mir als Studienanfänger tat sich mit so vielen Büchern eine neue Welt auf, und die finsteren Gänge passten ganz gut zu der Masse an Eindrücken und der anfänglichen Orientierungslosigkeit. Im Freihandbereich begegnete ich vielen interessanten Werken, die links und rechts neben meinem gesuchten Buch standen, aber völlig andere Themen beleuchteten. Und auch die katakombenartigen PC-Pools hatten einen Reiz. Und nun haben wir eine neue UB. Ich war am Eröffnungstag dabei, als das Gebäude ‚gestürmt‘ wurde. Und es war faszinie- rend, dass die neue UB nach einer halben Stunde belebt war. Die ersten Studierenden saßen an den Tischen oder in den Sesseln, und es sah aus, als wäre es schon immer so gewesen. Im Aus- weichquartier in der ehemaligen Stadthalle war ich die letzten Jahre sehr selten. Jetzt freue ich mich auf die Neuentdeckungen, die ich an sieben Tagen der Woche 24 Stunden lang machen kann.“ Dr. Michael Wehner, landeszentrale für politische bildung baden-Württemberg, leiter der außenstelle Freiburg: „Die neue UB ist schick, modern und verschafft durch Lage und Bauästhetik dieser Welt des Wissens die entsprechende Bedeutung. Im Inneren ist sie für mich immer noch zu sehr Betonbunker. Sie lädt aber mit ihren Inseln deutlich mehr zum Lernen und Verweilen ein als die alte. Denn ehrlich gesagt habe ich mich in der alten UB am Rotteckring nie zum Arbeiten aufgehalten. Ich habe immer schnell meine Bücher ausgeliehen, in Fachzeitschriften recherchiert, Artikel kopiert und bin dann wieder abgehauen. Das Gebäude war ja alles andere als einladend. Sehr gerne denke ich an den netten Herrn bei der Aus- leihe zurück. Der war eine richtige Institution und hatte immer ein Lächeln und ein freundliches Wort übrig. Und rückblickend erscheint es mir tatsächlich wie aus einem anderen Jahrhundert, dass man einen Fernleiheschein ausfüllen musste und frühestens drei Tage später sein Buch in der Hand hatte.“ Prof. Dr. renate Zoepffel, emeritierte Professorin am seminar für alte Geschichte: „Als ich 1964 nach Freiburg kam, wirkte auf mich der neogotische Bau der UB – das heutige KG IV – äußerst komisch, wie aus der Welt herausgefallen. Innen hatte der große Lesesaal mit langen Tischrei- hen zwar durch das Glasdach gutes Licht, aber die Atmosphäre ließ mich in kürzester Zeit einschlafen, sodass ich den Lesesaal schnell gemieden habe. Als die erste neue UB gebaut wurde, wurde wieder geschimpft, aber mir hat der Sichtbeton auf Dauer auch nicht gefallen. Ich nutzte vor allem die ungemüt- lichen, meist fensterlosen Räume für Seminare – man konnte quasi gar nicht abgelenkt werden. Die Brücke über den Rotteckring zur UB bot mir einen bequemen Weg zur Milchstraße, in der ich wohnte. Der jetzige Bau gefällt mir ausgesprochen gut: Die elegante Form und die vielfältigen Spiegelungen begeis- tern mich, und innen scheint es mir sinnvoll, Gruppenarbeitsplätzen so viel Raum zu gewähren.“ Foto:privat Foto:privat nadja Wössner, studentin der Geschichte und Germanistik: „Das alte Gebäude der UB in der Innenstadt habe ich nicht mehr gekannt. Als ich für mein Studium nach Freiburg kam, waren die Buchbestände wegen der Sanierung der UB bereits in die ehemalige Stadthalle ausgelagert worden. Es war umständlich, den Weg vom Universitätszentrum zum Wald- see zurückzulegen, nur um ein paar Bücher auszuleihen. Außerdem gab es in der Stadthalle nur wenige Gruppenarbeitsplätze. Meine Studierendengeneration hat die Eröffnung der neuen UB her- beigesehnt, und meiner Meinung nach ist es nun viel praktischer, Arbeit in der UB zu erledigen. Technische Ausstattung und Raumaufteilung sind durchdacht und nicht mit dem provisorischen Aus- weichquartier zu vergleichen. Und obwohl die Stadthalle auch ihren Charme hatte und den Studieren- den gute Dienste geleistet hat, ist die neue UB schon kurze Zeit nach ihrer Eröffnung gar nicht mehr aus dem Studierendenalltag wegzudenken.“ Foto:privat Foto:SandraMeyndt titel-Geschichte uni'alumni 2016 13 titel-Geschichte uni'alumni 201613