José F. A. Oliver ist von Geburt an Hausacher. Aber seine Eltern stammten nicht von dort. Einem „musternden Blick der Einheimischen“ mussten die Gastarbeiter aus dem südspanischen Andalusien standhalten. Oliver setzte sich von Anfang an mit der Frage auseinander, was seine Heimat ist. Diese Erforschung der eigenen Identität, verbunden mit der Liebe zur Sprache, hat aus Oliver einen Dichter gemacht. Er wuchs zwischen Andalusisch und Alemannisch auf. „ich, Wortmensch Erde, will Sprachen wie Gastgeber Freunde“, schreibt er in der Essay-Sammlung „Mein andalu- sisches Schwarzwalddorf“. Nicht nur seine Gedichte, sondern auch seine Prosa- werke lassen erkennen, dass Oliver jedes Wort austariert und nachverdichtet. „ein gedicht entsteht dort, wo ein Ich im W:ort & baren sich fortschreibt. Ich schreibe mich ins WORT und umgekehrt.“ „Die parallele Wahrnehmung zweier Sprachen lässt mich die Dinge und ihre Ver- hältnisse ständig aus verschiedenen Perspektiven erleben“, schreibt Oliver. Die Hausacher Fasent beispielsweise verfolgt er jedes Jahr als Narr und gleichzeitig als Chronist: Oliver hat das heimische Narrenblättle „De Wunderfitz“ begründet und zwei Bücher zur Fastnacht publiziert. Martin Jost Heimat in der Sprache hinter Den Zeilen: JosÉ F. a. oliver José F. a. oliver wurde 1961 in hausach im schwarzwald geboren. an der universität Freiburg studierte er romanistik, Germanistik und Philosophie. heute lebt und arbeitet er als freier schriftsteller in hausach. oliver schreibt Gedichte, kurze Prosaformen und essays. 2002 war er Gastprofessor am Massachusetts institute of technology (Mit) in den usa, 2007 übernahm er die Chamisso-Poetikdozentur an der technischen universität Dresden. er erhielt viele auszeichnungen, zuletzt 2015 den basler lyrikpreis. Foto: privat Von der Atheistin zur Heiligen GrÖssen Der GesChiChte: eDith stein Edith Stein ist im wahrsten Sinne des Wortes eine moderne Heilige. Unter ihrem Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz sprach Papst Johannes Paul II. sie 1987 selig und 1998 heilig. Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau – damals Deutsches Kaiserreich, heute Polen – in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren. Als Jugendliche begehrte sie gegen den jüdischen Glauben auf und nannte sich bald Atheistin. Nach ih- rer psychologisch-philosophischen Promotion entdeckte sie für sich den Katholizismus und ließ sich taufen. Doktorvater edmund husserl Stein begann ihr Studium der Psychologie, Philosophie, Ge- schichte und Germanistik in ihrer Geburtsstadt Breslau. In Göttin- gen wurde Edmund Husserl ihr Doktorvater. Ihm folgte sie 1916 nach Freiburg. Vier Habilitations- versuche scheiterten. Keine Uni- versität wollte eine Frau zur Professorin ernennen, noch dazu eine aus jüdischer Familie. Der katholische Glaube war für Stein eine Entdeckung. Während ihrer Arbeit als Lehrerin an Ordensschulen wuchs ihr Interesse am Leben in einem Orden. Im Oktober 1933 wurde sie Nonne. Da hatten die Nazis sie schon im Visier. Unter anderem hatte sie im April 1933 in einem Brief an den Papst ap- pelliert, gegen den Faschismus Position zu beziehen. Stein übersiedelte nach Echt in den Niederlanden. Als die Nazis 1942 auch konvertierte Juden ver- hafteten, misslang eine erneute Flucht. Sie wurde deportiert und am 9. August im Konzentrations- lager Auschwitz-Birkenau ermordet. Mit kreuz und thorarolle Der heiligen Edith Stein sind an vielen Orten Denkmäler gewidmet. Ihre Statue in der vatikanischen Petersbasilika trägt ein Kreuz und eine Thorarolle. Der Maler und Bildhauer Hans-Günther van Look hat sie auf einem Fenster im Frei- burger Münster verewigt. Martin Jost ein etwa vier Quadratmeter großes Fenster im Freiburger Münster zeigt edith stein als ordensfrau. Foto: Renate Deckers-Matzko 15