Routen am meisten mögen, die man ausschließ- lich mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Rad zurücklegen kann, oder dass wir gerne mit dem Auto von Haustür zu Haustür fahren.“ Diese Praxisnähe schätzt Bast an der Infor- matik. Sie hat in Saarbrücken Mathematik und Informatik studiert. Mathematik war ihr schnell zu trocken, die Informatik, die voller Mathematik steckt, zu theoretisch vermittelt. Beides für prak- tische Anwendungen miteinander zu kombinieren – das fand sie reizvoll. Denn Informatik sei eines der tollsten Fächer überhaupt. „Das versuche ich auch den Studierenden immer zu vermitteln. Sie können Informatik einfach mit jedem Thema ver- binden. Und sie haben immer ein Ergebnis, das sie nach erfolgreicher Programmierung präsen- tieren und nutzen können.“ Roboter zum Beispiel, Spiele oder eben einen Routenplaner. Mit Letzte- ren beschäftigt sich Bast schon einige Jahre. Be- reits als sie am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken habilitiert wurde, tüftelte sie an Möglichkeiten, Wege noch schneller zu berechnen. Während eines anderthalbjährigen Forschungs- aufenthalts bei Google in Zürich/Schweiz entwi- ckelte sie das Verfahren, das die Routenplanung in Netzwerken des öffentlichen Personennahver- kehrs um ein Vielfaches beschleunigt und inzwi- schen bei Google Maps eingesetzt wird. Intelligente Suchmaschinen programmieren Die Informatikerin hat aber noch eine weitere berufliche Leidenschaft: intelligente Suchma- schinen. „Sehen Sie“, sagt Bast, und ihre Finger fliegen über die Tasten des Laptops. Kurz darauf erscheint eine lange, kryptisch erscheinende Liste. Das sind die Anfragen, die gerade an die von Bast entwickelte Suchmaschine für die größ- te Literaturdatenbank der Informatik gestellt wer- den. France, USA, Chile, Thailand, Thailand, France, Korea, Mexico, Germany, Sweden, Ger- many – im Sekundentakt tickert die Liste durch. Offensichtlich nutzen Menschen weltweit die Da- tenbank jeden Augenblick intensiv. „Das haben wir uns von Grund auf selbst ausgedacht und ge- schrieben. Es ist schon toll, zu sehen, was man so alles Sinnvolles veranstalten kann, indem man Dinge programmiert.“ Die Mutter einer Tochter hat sich 2009 für Freiburg entschieden, als der Ruf an das Infor- matikinstitut kam. Eine Entscheidung gegen Google und die freie Wirtschaft? „In gewisser Weise schon, denn die Freiheit, die ich an der Universität habe, kann mir so kein Unternehmen bieten. Hier kommt keiner, der mir sagt, was ich wie machen muss.“ Zudem lockten die weit über Deutschland hinaus bekannte Freiburger Infor- matik und mit Freiburg eine Stadt, in der sich Bast sehr wohlfühlt. Hier sitzt sie gerne bis spät- abends in ihrem Büro und brütet über neuen Al- gorithmen – zum Glück, denn neulich war abends kurz vor halb elf tatsächlich ein Student da, der auf ihrer Homepage gelesen hatte: „Sprechzeit dienstags 22 bis 23 Uhr“. Sie habe das als Witz gemeint, denn im Mail- und Online-Zeitalter sei- en Sprechzeiten ja irgendwie albern, sagt Bast. Behaupte noch einer, Informatikerinnen und In- formatiker hätten keinen trockenen Humor. https://ad.informatik.uni-freiburg.de/staff/bast Zum Weiterlesen Bast, H. / Delling, D. / Goldberg, A. V. / Müller-Hannemann, M. / Pajor, T. / Sanders, P. / Wagner, D. / Werneck, R. F. (2014): Route planning in public transportation networks. http:/ /goo.gl/IW7d5Q (= Microsoft Research Technical Report 2014 / 4). Bast, H. / Carlsson, E. / Eigenwillig, A. / Geisber- ger,R. / Harrelson,C. / Raychev, V. / Viger,F.(2010): Fast routing in very large public transportation networks using transfer patterns. http://goo.gl/ CSXWz2 (European Symposium on Algorithms 2010, erweiterte Online-Version). Bast, H. (2009): Car or public transport – two worlds. In: Albers, S. / Alt, H. / Näher, S. (Hrsg.): Efficient algorithms. Essays dedicated to Kurt Mehlhorn on the occasion of his 60th birthday. Berlin / Heidelberg, S. 355–367. http://goo.gl/ujGVy0. Prof. Dr. Hannah Bast hat in Saarbrücken Mathe- matik und Informatik studiert und wurde dort promoviert. Am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken leitete sie von 2000 bis 2007 eine Forschungsgruppe und war danach zwei Jahre Nachwuchsgruppenleiterin am dortigen Exzellenzcluster. Es folgte ein anderthalb- jähriger Forschungsaufent- halt bei Google in Zürich/ Schweiz, ehe sie 2009 an die Universität Freiburg kam. Bast wurde für ihre wissen- schaftliche Arbeit unter anderem mit der Otto-Hahn- Medaille der Max-Planck- Gesellschaft und dem Alcatel- Lucent-Forschungspreis Technische Kommunikation ausgezeichnet. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören intelligente Such- maschinen, Routenplaner und „alles, wo am Ende et- was herauskommt, das man gut nutzen kann“. Foto: privat Google Maps berechnet Wege im Bruchteil einer Sekunde – das ist unter anderem ein Verdienst von Hannah Bast. Quelle: Google Maps 23