„Unser Hauptziel ist, die Zusammensetzung der Atmosphären von Exoplaneten zu untersuchen“ Wenn es auf anderen Planeten Leben gibt, ist Prof. Dr. Svetlana Berdyugina vielleicht die Erste, die es erfährt. Die Astrophysikerin misst die Polarisation von Licht, das von Planeten au- ßerhalb unseres Sonnensystems – so genannten Exoplaneten – reflektiert wird. 2008 gelang ihr und ihrem Team, damals an der Eidgenössi- schen Technischen Hochschule Zürich/Schweiz, der weltweit erste Nachweis von Licht, das einen so weit entfernten Planeten getroffen hatte – mehr als 1,5 Milliarden Mal weiter weg als der Mond. Heute forscht Berdyugina am Freiburger Kiepen- heuer-Institut für Sonnenphysik und hat eine Professur am Physikalischen Institut der Albert- Ludwigs-Universität inne. Als Nächstes möchte sie mithilfe der Polarisation herausfinden, wel- che Stoffe sich in der Atmosphäre von Exoplane- ten befinden. Und vielleicht entdeckt sie dort Moleküle, die von Lebewesen erzeugt wurden. Unsichtbare Eigenschaften von Licht Für fünf Jahre hat der Europäische For- schungsrat (ERC) Berdyugina einen Advanced Grant in Höhe von 2,5 Millionen Euro zur Verfü- gung gestellt. „Innerhalb der Förderungsdauer wollen wir ein Polarimeter bauen, das noch empfindlicher ist. Mit ihm könnten wir Moleküle in der Atmosphäre eines Planeten nachweisen“, sagt die Forscherin. Sie kann das Licht von Pla- neten vermessen, die sich auf der Umlaufbahn um ihren Heimatstern gerade – von der Erde aus gesehen – neben dem Stern befinden. An- dere Methoden sind darauf angewiesen, dass der Planet genau vor seiner Sonne vorbeizieht. Die Polarimeter, die Berdyugina und ihr Team entwickeln, müssen äußerst empfindlich sein, denn die von dem Planeten reflektierte Licht- menge ist verglichen mit jener, die der Stern di- rekt abstrahlt, verschwindend gering. Die Messgeräte filtern aus dem blendend hellen Licht des Sterns das Bisschen heraus, das durch die Atmosphäre des Planeten gegangen ist. Dabei machen sie sich eine Eigenschaft von Licht zunutze, die nicht sichtbar, aber messbar ist – seine Polarisation. Mit einem Prototypen für das „Innovative Polarimeter“ (linkes Bild) haben die Forscher Pigmente untersucht, die typischerweise von Bakterien zur Photosynthese benutzt werden – zum Beispiel Chlorophyll, Carotinoide und Anthocyanin (rechtes Bild, von links). Fotos: Svetlana Berdyugina 5