Prof. Dr. Leo Reindl hat an der Technischen Universität (TU) München Technische Physik studiert und anschließend bei der Siemens AG das Forschungsgebiet Funk- sensorik aufgebaut. Parallel dazu wurde er an der TU Wien/Österreich promoviert. 1999 nahm er einen Ruf an die TU Clausthal an. Seit 2003 ist er Lehrstuhl- inhaber am Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg, wo er sich für eine fächer- übergreifende Forschung mit industrienahen Anwendungen einsetzt. Schwerpunkte sind die Energiewandlung in Mikrogeneratoren, energiesparsame Funksen- sornetzwerke, Sensor- systeme zur Überwachung kritischer Infrastruktur, die Lokalisation von Robotern sowie die Ortung von Verschütteten. Er war an der Entwicklung von 35 Patenten beteiligt und ist Autor oder Koautor von mehr als 150 wissenschaftli- chen Veröffentlichungen. Foto: privat Zum Weiterlesen Reindl, L.: Funkauslesbare Sensoren. In:Tränkler,H.-R./Reindl,L.(Hrsg.): Sensortechnik. Handbuch für Praxis und Wissenschaft.Berlin(imDruck). Freunek, M./Müller, M./Ungan, T./Walker, W./Reindl,L.(2009):Newphysicalmodel for thermoelectric generators. In: Journal ofElectronicMaterials38/7,S.1214–1220. Hamp,Q./Reindl,L./Kleiner,A.(2011): Lessons learned from German research for USAR. In: 2011 IEEE International SymposiumonSafety,Security,and RescueRobotics(SSRR2011),S.26–31. die ganze Reihe schwächt. Die Technologie er- kennt dieses einzelne Modul automatisch und schaltet es ab. So können alle anderen optimal weiterarbeiten. Das gezielte Abschalten defekter Module vereinfacht außerdem Wartungsarbeiten und erhöht die Sicherheit der Anlage bei Licht- bögen und im Brandfall: Die gesamte Anlage lässt sich zentral abschalten, die Technologie schließt jedes Modul kurz und entlädt somit die auch bei ausgeschalteter Anlage noch in den Modulen verbleibende Spannung. Feuerwehrleu- te können den Brand löschen und sicher sein, dass kein Strom mehr fließt. Funk rettet Leben Die drahtlose Kommunikation und Steuerung hat ein hohes Anwendungs- und Ausgründungs- potenzial–nichtnur,weilsieSystemeeffizienter und sicherer macht, sondern auch, weil sie zei- gen kann, wo sich etwas aktuell befindet. Für die Lokalisation von Objekten entwickelt Reindl Funksysteme,diedenMaterial-undWarenfluss in der industriellen Produktion optimal steuern. Außerdem kann diese Technik Leben retten. So hat Reindl in Zusammenarbeit mit der Universität ErlangeneinSystementwickelt,dasdengenau- en Ort eines Handys lokalisieren kann – etwa nach einem Erdbeben. Da mehr als 70 Prozent aller Verschütteten ein Handy bei sich tragen, können die Rettungskräfte so gezielt nach Op- fern suchen. Die Ortung stört jedoch den norma- lenBetriebeinesHandynetzesunddarfdeshalb nur im Katastrophenfall eingesetzt werden. Reindl führt diese Forschung weiter, um Kata- strophen zu verhindern, die in veralteten Bau- werken lauern. An vielen Orten in Deutschland ist die Infrastruktur abgenutzt, aber dem Staat fehlt das Geld, um sie zu erneuern. Muss die Brücke für den Verkehr gesperrt werden? Hält der Staudamm dem Druck noch stand? „Überall, wo die Sicherheit von Bauwerken infrage gestellt ist, aber gewährleistet werden muss, können Funksensoren über den aktuellen Zustand infor- mieren. Damit können wir Aussagen darüber treffen, ob das Bauwerk weiterhin genutzt wer- den kann oder nicht“, sagt Reindl, der in Zusam- menarbeit mit der Bundesanstalt für Straßenwesen an Sensoren für das Brückenmo- nitoring forscht. Die Sensoren können verschie- dene Werte messen: kleinste Bewegungen mittels GPS, Mikrorisse, Temperatur oder Feuch- tigkeit – je nachdem, welcher Wert Aussagen über die Tauglichkeit des Bauwerks ermöglicht. Die Sensoren melden, wenn die Gefahr zu groß wird, und sorgen so für eine möglichst lange Nutzungsdauer der Bauten. Mit den Messwerten der Funksensoren wissen die Entscheiderinnen und Entscheider, was sie verantworten können, und sind dank der drahtlosen Technik nicht länger ratlos. An der Neckartalbrücke in Weitingen, Landkreis Freudenstadt, forscht Leo Reindl an einem Netzwerk autarker Funksensorknoten, die den Zustand der Brücke überwachen. Ein Masterknoten sendet die Daten an einen Server, der sie auswertet und veran- schaulicht. Foto: Karl Gotsch 19