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uni'wissen 02-2013

Günther Schulze und Krisztina Kis-Katos gehen den wirtschaftlichen Ursachen von Terrorismus auf den Grund Ist Armut ein Nährboden für Terrorismus? Ulrike Meinhof, einst Vordenkerin der Rote Armee Fraktion­(RAF),­kam­nicht­aus­der­Gosse,­und­der­ emblematische Al-Kaida-Führer Osama Bin Laden gehörte einer reichen saudi-arabischen Familie an. Dennoch war der ehemalige US- amerikanische Präsident George W. Bush von dieser These überzeugt: Als er nach den An- schlägen vom 11. September 2001 den „Krieg ge- gen den Terrorismus“ ausrief, schickte er nicht nur Truppen in den Irak, sondern stockte auch die Mittel der US-Agentur für Entwicklungshilfe (USAID)­auf­fast­das­Doppelte­auf.­Wer­in­Exis- tenznot lebt, so die zugrunde liegende Annahme, ist offener für extremistische Hetze und eher be- reit, das eigene Leben in einer terroristischen Ak- tion aufs Spiel zu setzen, als jemand, der sich um das tägliche Brot keine Sorgen machen muss. Demzufolge wird es in einem Land umso weniger Terrorismus geben, je besser es den Bewohnerin- nen­und­Bewohnern­fi­nanziell­geht. Gut situiert, gut ausgebildet Prof. Dr. Günther Schulze und Dr. Krisztina Kis- Katos vom Institut für Allgemeine Wirtschaftsfor- schung der Albert-Ludwigs-Universität können diese eingängig klingende Theorie nicht bestätigen. Schulze, Leiter der Abteilung für Internationale Auch Reiche legen Bomben von Verena Adt Wirtschaftspolitik, und die Hochschulassistentin Kis-Katos betreiben seit mehreren Jahren Terro- rismus-Ursachenforschung aus wirtschaftswis- senschaftlicher Sicht. Einen kausalen Zusam- menhang zwischen Terrorismus und wirtschaftli- chen Lebensverhältnissen können die beiden in ihren­ empirischen­ Untersuchungen­ nicht­ fi­nden.­ „Es gibt in armen Ländern nicht mehr Terrorismus als in reichen“, sagt Kis-Katos. Im Gegenteil: Die Zahl der Terrorakte in einem Land steigt mit dem Pro-Kopf-Einkommen. In einer gemeinsamen Stu- die haben die beiden herausgefunden, dass Terro- risten überwiegend nicht aus sehr armen Ländern stammen. Diese Erkenntnis deckt sich mit den Er- gebnissen empirischer Studien, denen zufolge Terroristinnen und Terroristen innerhalb der eige- nen Bevölkerung überdurchschnittlich gut situiert und gut ausgebildet sind. Bei seinen Erhebungen stützt sich das Team auf die Global Terrorism Database, laut Schulze „die umfassendste Datenbank, die es bisher zu diesem Thema gibt“. Sie listet mehr als 104.000 „terroristische­Vorfälle“­ab­1970­auf­–­sowohl­inter- nationale Anschläge als auch die weitaus zahlrei- cheren Terrorakte, die von Attentäterinnen und Attentätern in deren eigenem Land begangen wurden und Landsleute trafen. Auch wenn inter- nationale Aktionen wie die Anschlagsserie vom Armut ist nicht die Ursache für Terroris- mus – das können Freiburger Ökonomen statistisch belegen. Foto: Mopic/Fotolia Günther Schulze und Krisztina Kis-Katos gehen den wirtschaftlichen Ursachen von Terrorismus auf den Grund Auch Reiche legen Bomben von Verena Adt 36

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