Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'wissen 02-2013

Vor 15 Millionen Jahren im Südwesten Deutschlands: Ein Steinmeteorit mit einem Durchmesser­von­1,5­Kilometer­befi­ndet­sich­auf­ Kollisionskurs mit der Erde. Noch bevor er ein- schlägt, pulverisiert eine Druckwelle den prähis- torischen Urwald. Dieser Airblast entsteht, als die schützende Atmosphäre den Meteoriten ab- bremst. Was jetzt noch lebt, verbrennt durch die Hitze, die der Einschlag abstrahlt: In dem Mo- ment,­in­dem­der­Meteorit­die­Erdoberfl­äche­er- reicht, überträgt sich die Energie des Aufpralls auf das Gestein. Es bricht, schmilzt und ver- dampft, eine Glutwolke entsteht. Die restliche Energie wird zu Bewegung: Die Erde bebt. Diese Schockwelle katapultiert Bodenmaterial an der Einschlagsstelle in die Luft. In einem Umkreis von mehr als 40 Kilometern fallen hausgroße Ge- steinsbrocken herunter. Es entsteht vorüberge- hend ein runder, etwa 4,5 Kilometer tiefer und zwölf Kilometer breiter Krater. Unmittelbar nach seiner­ Bildung­ bricht­ er­ unter­ dem­ Einfl­uss­ der­ Schwerkraft zusammen. Der endgültige Krater, das Nördlinger Ries, ist nur noch 500 Meter tief, aber 25 Kilometer breit. Lange hielten Forscherinnen und Forscher die Vertiefung zwischen der Fränkischen und der Schwäbischen Alb für die verwitterten Reste ei- nes­Vulkankraters.­Erst­in­den­1960er­Jahren­er- kannten Geologinnen und Geologen, dass ein Thomas Kenkmann simuliert Meteoriteneinschläge im Labor Geologie in Sekunden von Mathilde Bessert-Nettelbeck Meteoriteneinschlag der Ursprung des Ries-Kes- sels war. Sie entdeckten im Gestein Coesit und Stishovit­–­Hochdruckminerale,­die­nur­dort­auf- tauchen, wo ein Meteorit Gestein extrem verdich- tet und einen Krater hinterlässt. Prof. Dr. Thomas Kenkmann vom Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften der Uni- versität Freiburg will verstehen, wie Krater und Hochdruckminerale, auch Impaktite genannt, beim Einschlag eines Meteoriten entstehen. Die meisten­ geologischen­ Prozesse­ fi­nden­ über­ Jahrmillionen­statt­–­langwierige­Vorgänge,­in­de- nen Drücke, Erdbewegungen und chemische Re- aktionen Gestein allmählich umwandeln und verschieben. In Impaktkratern geschieht das im Schnelldurchlauf: Etwa 50 Sekunden dauerten der Einschlag und der gesamte Prozess der Kra- terbildung im Nördlinger Ries. „Das ist Sekun- den-Geologie“, sagt Kenkmann. Um besser nachvollziehen zu können, wie sol- che Krater entstehen, können Geologen nicht da- rauf warten, dass etwas vom Himmel fällt. Kenkmann behilft sich mit einem Miniaturmodell: Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft fi­nanzierte­Forschergruppe­„Multidisciplinary­Ex- perimental and Modeling Impact Research Net- work“­ (MEMIN),­ deren­ Sprecher­ er­ ist,­ setzt­ Simulationen ein. Dabei kommt der Kooperation © Fraunhofer EMI 4

Seitenübersicht