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uni'wissen 02-2013

Prof. Dr. Günther Schulze hat an der Universität Ham- burg Volkswirtschaftslehre studiert, wurde 1995 an der Universität Konstanz promo- viert und dort fünf Jahre später habilitiert. Seit 2002 ist er Professor für Volks- wirtschaftslehre an der Wirt- schafts- und Verhaltens- wissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg und leitet dort die Abteilung In- ternationale Wirtschaftspoli- tik. Außerdem ist er außer- planmäßiger Professor an der Australian National University in Canberra. Seine Forschungsschwer- punkte sind die politische Ökonomik, Entwicklungs- ökonomik und ökonomische Analyse des Terrorismus. Ein regionaler Schwerpunkt seiner Arbeit ist Südost- asien. Er ist Mitglied der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Southeast Asian Studies Group an der Universität Freiburg. Foto: Thomas Kunz Zum Weiterlesen Kis-Katos, K./Liebert, H./Schulze, G. (2012): On the heterogeneity of terror. Freiburg (= University of Freiburg Department of International Economic Policy Discussion paper series 19). www.pr.uni-freiburg.de/go/ heterogeneity-of-terror Kis-Katos, K./Liebert, H./Schulze, G. (2011): On the origin of domestic and international terrorism. In: European Journal of Political Economy 27/1, S. 17–36. www.pr.uni-freiburg. de/go/origin-of-terrorism Dr. Krisztina Kis-Katos hat an der Universität Szeged/Ungarn Wirtschafts- wissenschaften und an der Universität Konstanz Internationale Wirtschafts- beziehungen studiert und wurde 2010 an der Universi- tät Freiburg mit einer Studie über Globalisierung und Kinderarbeit promoviert. Seitdem forscht sie in der Abteilung Internationale Wirtschaftspolitik am Institut für Allgemeine Wirtschafts- forschung vorwiegend zu Themen der politischen Ökonomie, der ökonomi- schen Entwicklung und der Konfliktökonomik. Grund- lage für ihre Arbeit sind quantitative mikroempiri- sche Datenanalysen. Foto: privat Die meisten Terroropfer gibt es derzeit in Ländern wie Irak, Afghanistan und Pakistan. Fotos: Miro Novak/Fotolia Die Forschung nach den Ursachen hat Schulze und Kis-Katos veranlasst, sich auch mit der Diffe- renziertheit von Terrorismus zu befassen. „‘Den Terrorismus‘, von dem man immer spricht, gibt es nicht“, sagt Schulze. Terrorismus sei eine Strate- gie, nicht eine Ideologie, folglich solle man nicht erwarten, dass unterschiedlich motivierter Terro- rismus denselben Hintergrund habe. So findet sich beispielsweise Linksterrorismus vermehrt in Ländern mit starker Einkommensungleichheit. Für religiös motivierten Terrorismus gilt das nicht. Se- paratistischer Terrorismus ist häufiger in ethnisch polarisierten Gesellschaften. Auf andere Formen von Terrorismus trifft dies hingegen nicht zu. Auch in Variablen wie politische Stabilität, Demokratie, Lebensstandard oder Urbanisierungsgrad unter- scheiden sich die Formen von Terrorismus. Strategien gegen Terrorismus entwickeln In Zusammenarbeit mit dem früheren Diploman- den Helge Liebert haben Schulze und Kis-Katos vier Kategorien von Terrorismus identifiziert: Terro- rismus linksextremer Gruppierungen, die eine so- zialistische oder kommunistische Gesellschafts- ordnung anstreben – hierfür stehen beispielsweise die deutsche Rote Armee Fraktion oder der maois- tische „Leuchtende Pfad“ in Peru; rechtsextremer Terrorismus mit dem Ziel rassischer oder nationa- ler Dominanz – die Mordserie des „Nationalsozia- listischen Untergrunds“, über die derzeit die deutsche Justiz verhandelt, ist ein aktuelles Beispiel; ethnisch-separatistische Gruppen, die für ethnische Vorherrschaft oder Separatismus kämp- fen wie die baskische ETA in Spanien, sowie reli- giöse Terrorgruppen, zu denen nicht nur zahlreiche radikalislamische Gruppierungen in Nahost und einem Teil Afrikas, sondern auch hinduistische, christliche oder Sikh-Terrorgruppen zählen. Jeder dieser ideologisch kategorisierten Terrortypen hat ein eigenes Muster. Mit ihrer Forschungsarbeit möchten Schulze und Kis-Katos dazu beitragen, dass die Politik wirksame Strategien gegen Terrorismus entwi- ckeln kann. Ursachen und Erscheinungsformen von Terrorismus wurden von soziologischer und politologischer Warte aus schon vielfach unter- sucht, ihre wirtschaftswissenschaftliche Erkun- dung ist indessen noch relativ neu. „Unsere Methodologie ist vielleicht etwas abstrakter und stärker quantitativ“, sagt Schulze, „aber Ökonomie ist eine methodisch wohlfundierte Sozialwissen- schaft, die Lebenswirklichkeit systematisch unter- sucht. Letztlich geht es immer um menschliche Schicksale.“ 38

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