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uni'wissen 02-2013

„Diese Untersuchungsbedingungen sind zwar etwas künstlich, aber realistisch genug, um Rückschlüsse auf die normale Spielpraxis zu ziehen“, sagt Richter. Die entscheidenden Parti- en werden damit abgebildet: Der Kehlkopf am oberen Ende der Luftröhre lässt die Atemluft zur Lunge durch, die Stimmlippen wirken an der Klangbildung mit. Der Vokaltrakt, der Raum zwi- schen Lippen und Kehlkopf, beeinflusst Luft- druck und Luftgeschwindigkeit, gesteuert vor allem über Form und Position der Zunge. Das Atemsystem­im­Brustkorb­liefert­die­Luft­und­da- mit die Energie. Bei Blechblasinstrumenten sind zudem die Lippen wichtig, weil sie den Ton er- zeugen. All das zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur am Horn, sondern auch an der Trompete, Klarinette, Oboe, Block- und Querflöte. „Wir haben die Musiker angewie- sen, die grundlegenden Techniken zur Klang- gebung und Artikulation nacheinander einzuset- zen“, berichtet Spahn. Sie spielten beispielswei- se kurze und lange, hohe und tiefe, leise und laute, angestoßene und zusammengebundene Töne. Die Aufnahmen ermöglichen Filme, die verdeutlichen, was jeweils im Vokaltrakt, im Kehlkopf­ und­ im­ Atmungssystem­ passiert.­ So­ entstanden zu jedem Instrument etwa 20 Video- clips aus dem Körperinneren. Die mit dem Kernspintomografen erzeugten Filme zeigen einen zweidimensionalen Schnitt, durch den Kopf in der Regel seitlich, durch den Oberkörper frontal. Die Weichteile im Körper sind in Graustufen dargestellt. Die mit dem En- doskop entstandenen Aufnahmen sind farbig und wirken räumlich. „Vieles, was die Filme zei- gen, ist auf andere Instrumente übertragbar“, sagt Richter. Die Technik der Doppelzunge etwa funktioniert­ stets­ gleich­ –­ Blasmusiker­ können­ Töne in schnellerer Folge anstoßen, wenn die Zunge abwechselnd nach vorne gegen die Zäh- ne und nach oben gegen den Gaumen schlägt. Doch es gibt auch Unterschiede. Bei der Trom- pete etwa gilt: Werden die Töne höher, richtet sich die Zunge steil auf, sodass der Raum zwi- schen ihr und dem Gaumen schmaler, der Ra- chenraum dagegen breiter wird. Der Luftstrom wird schneller, der Druck höher. Bei der Klarinet- te dagegen erfordern die tiefen Töne diese Tech- nik. Die Oboe als Hochdruckinstrument wiederum zeigt die Besonderheit, dass Musiker am Ende einer musikalischen Phrase oft über- schüssige Luft ausatmen müssen, bevor sie wie- der frische einatmen. Und bei der Blockflöte lässt sich die Klangfarbe aufhellen oder verdun- keln, indem der Vokaltrakt sich wie beim Spre- chen eines A, E, I, O oder U formt. Steile Zunge, hoher Ton Diese Erkenntnisse sind für Musiker und Wis- senschaftler nicht vollständig neu. Es gab schon vor Jahren einzelne Versuche, mit Röntgentech- nik die Spielvorgänge bei Bläsern darzustellen. Die Qualität der jetzt vorgelegten Filme geht jedoch dank der modernen Verfahren weit über die der früheren Aufnahmen hinaus. Ein großes Potenzial liegt vor allem in der Anwendung im Unterricht. Neben Clips zu den sechs Instrumen- ten gibt es Filme, in denen die Forscher mit farbi- gen Computeranimationen anatomische Grund- lagen­vermitteln­–­etwa­aus­welchen­Teilen­sich­ Mundhöhle und Rachen, Kehlkopf, Brustraum (von links): Videoclips zeigen die jeweiligen Vorgänge an den entscheidenden Stellen im Körper, wenn Blasinstrumentalisten grundlegende Techniken zur Klanggebung und Artikulation einsetzen. Quelle: Helbling Verlag Töne. Die Aufnahmen ermöglichen Filme, die verdeutlichen, was jeweils im Vokaltrakt, im schüssige Luft ausatmen müssen, bevor sie wie- der frische einatmen. Und bei der Blockflöte lässt sich die Klangfarbe aufhellen oder verdun- keln, indem der Vokaltrakt sich wie beim Spre- chen eines A, E, I, O oder U formt. Steile Zunge, hoher Ton Diese Erkenntnisse sind für Musiker und Wis- senschaftler nicht vollständig neu. Es gab schon vor Jahren einzelne Versuche, mit Röntgentech- nik die Spielvorgänge bei Bläsern darzustellen. Die Qualität der jetzt vorgelegten Filme geht jedoch dank der modernen Verfahren weit über die der früheren Aufnahmen hinaus. Ein großes Potenzial liegt vor allem in der Anwendung im Unterricht. Neben Clips zu den sechs Instrumen- ten gibt es Filme, in denen die Forscher mit farbi- gen Computeranimationen anatomische Grund- lagen­vermitteln­–­etwa­aus­welchen­Teilen­sich­ verdeutlichen, was jeweils im Vokaltrakt, im Kehlkopf­ und­ im­ Atmungssystem­ passiert.­ So­ entstanden zu jedem Instrument etwa 20 Video- clips aus dem Körperinneren. der frische einatmen. Und bei der Blockflöte lässt sich die Klangfarbe aufhellen oder verdun- keln, indem der Vokaltrakt sich wie beim Spre- chen eines A, E, I, O oder U formt. Steile Zunge, hoher Ton Diese Erkenntnisse sind für Musiker und Wis- senschaftler nicht vollständig neu. Es gab schon vor Jahren einzelne Versuche, mit Röntgentech- nik die Spielvorgänge bei Bläsern darzustellen. Die Qualität der jetzt vorgelegten Filme geht jedoch dank der modernen Verfahren weit über die der früheren Aufnahmen hinaus. Ein großes Potenzial liegt vor allem in der Anwendung im Unterricht. Neben Clips zu den sechs Instrumen- ten gibt es Filme, in denen die Forscher mit farbi- gen Computeranimationen anatomische Grund- lagen­vermitteln­–­etwa­aus­welchen­Teilen­sich­ Blechblasinstrument ohne Blech: Mithilfe eigens gebauter Instrumente wie diesem metallfreien Horn entstehen im Kernspintomografen Aufnahmen von Bläsern beim Spielen. Foto: FIM Mundhöhle und Rachen, Kehlkopf, Brustraum (von links): Videoclips zeigen die jeweiligen Vorgänge an den entscheidenden Stellen imMundhöhle und Rachen, Kehlkopf, Brustraum (von links): Videoclips zeigen die jeweiligen Vorgänge an den entscheidenden Stellen im 22

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