Die Passionsblume bietet ihre Nektarvorräte einer Wespenart an, die sehr gut zu dieser Blüte passt. Foto: Catalina Gutiérrez Chacón „Nicht alles, was wunderschön blüht, ist für die Insekten von Nutzen“ Die Passionsblume bietet ihre Nektarvorräte einer Wespenart an, die sehr gut zu dieser Blüte passt. seien aus den USA gekommen, sagt Klein. Seit circa zehn Jahren häuften sich dort die Nachrichten, dass vor allem Honigbienen ihren Stock verließen und nicht zurückkehrten. Die Ur- sachen seien bisher nicht eindeutig geklärt. Bei den untersuchten Insekten sei die Varroamilbe aufgetreten, aber Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler machen sie nicht alleine für den Verlust der Bienenvölker verantwortlich. „Die Frage ist, wie es dazu kommt, dass die Milbe sich so ausbreiten kann“, sagt die Ökologin. Es sind wahrscheinlich viele Faktoren, die zusammen- wirken. In Betracht kommen unter anderem Kom- binationen von Bakterien und Viren, Pestizide wie Neonicotinoide oder eine mangelhafte Ernäh- rung sowie klimatische Veränderungen. Es ist be- kannt, dass Bienen, die mit Pestiziden in Berührung kommen, ihr Verhalten ändern. Bei Hummeln be- wirken diese Substanzen, dass sich das Zahlen- verhältnis der Geschlechter verändert, und manche Wildbienen stellen die Fortpflanzung ein. Neben den Honigbienen, so Klein, seien auch die Wildbienenbestände in Deutschland stark zurückgegangen. Dafür macht die Ökologin unter anderem eine intensive Landwirtschaft, die Zu- nahme von Monokulturen und die daraus folgende abnehmende Biodiversität verantwortlich. „Wild- bienen und Hummeln fehlen in den großflächigen Kulturen Nahrung und Platz für ihre Nester sowie geeignetes Nistmaterial.“ Dazu komme, dass einige Wildbienenarten und Hummeln spezielle Ansprüche an ihre Futterressourcen stellten. „Der Bestäuber muss zur Blüte passen.“ So ist eine langrüsselige Hummel der ideale Bestäuber für den Rotklee, deren Nektar tief in den langen Blütenröhren verborgen ist. Die Morphologie, also die äußere Gestalt, entscheide über den optima- len Zugang zu Nektar und Pollen, so Klein. Eine Welt ohne Bienen als Bestäuber von Kulturpflanzen will sich wohl kaum jemand vorstellen. Daher gilt es als wichtig, ihre Ansprüche an Nahrung und Lebensraum sowie mögliche Faktoren der Gefährdung zu erforschen. Die Ge- meinschaft der Bestäuber umfasst aber nicht nur Honigbienenarten, sondern auch viele an- dere geflügelte Insekten, darunter Wildbienen, Hummeln, Fliegen sowie Käfer und Schmetter- linge. Dies hat Alexandra-Maria Klein, Mitautorin einer großen Übersichtsstudie, hervorgehoben. Die Professorin für Naturschutz und Landschafts- ökologie an der Universität Freiburg untersucht das ganze Bestäubungsumfeld unter Einschluss aller Mitspieler. „Die Rolle der Bestäuber, die nicht unter die gängigen Bienenarten fallen, sollte nicht, wie bisher oft geschehen, außer Acht ge- lassen werden“, fordert die Ökologin. Der Anteil dieser Insekten sei viel größer als bisher ange- nommen, auch wenn der einzelne Besuch zum Beispiel einer Fliege an einer Blüte nicht so wir- kungsvoll sei wie der einer Biene. Die Europäische Honigbiene ist nur eine von mehr als 570 Bienenarten in Deutschland und von 20.000 Arten weltweit. Da sie in beschütz- ten Bienenvölkern mit bis zu 70.000 Arbeiterin- nen lebt, kann sie allein schon durch ihre große Zahl von Individuen punkten. Die Bestäubung von Pflanzen kann auch durch Wind oder Wasser erfolgen, aber die meisten Nutzpflanzen profitieren davon, wenn Insekten die Blüten besuchen, vor allem Bienen. Eine Arbeiterin aus einem Stock von Honigbienen beispielsweise kommt beim Sammeln von Nahrung mit den männlichen Teilen einer Blüte, den Staubgefäßen, in Berührung. Dabei sammelt sie Pollen in ihren leuchtend gelb gefärbten „Höschen“. Derartig beladen, fliegt sie zur nächsten Blüte. Hat sie den passenden Pollen mitgebracht, legt sie damit am Fruchtknoten, dem weiblichen Teil der Blüte, den Grundstein für die Fruchtbildung. Bienen rückten in den vergangenen Jahren immer dann in den Fokus des öffentlichen Inte- resses, wenn das so genannte Bienensterben zum Thema wurde. Die ersten Meldungen dieser Art 21