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uni'wissen 01-2016

lässt sich eine personalisierte Medizin, die alle Patientinnen und Patienten individuell behandelt, nur durch fächerübergreifende Zusammenarbeit erreichen. Diese finde zum Beispiel bei Tumor- konferenzen an Standorten des Deutschen Kon- sortiums für Translationale Krebsforschung statt. Krebs entsteht typischerweise, indem ein Gen mutiert, das einer von zwei Klassen angehört: den Onkogenen oder den Tumorsuppressoren. Ein onkogenes Protein treibt das Wachstum eines Krebstumors an. Wenn das zugrunde liegende Gen nicht mutiert ist, bezeichnet man es als Proto- Onkogen. Dessen Produkte sind Proteine, die eine wichtige Rolle bei der Weiterleitung von Signalen in der Zelle spielen. Bei der Wundheilung ist zum Beispiel der Ras-B-Raf-MEK-ERK-Signalweg mit mehreren Proto-Onkogenen aktiv. Brummer er- forscht unter anderem eine wichtige Komponente dieses Signalwegs, das Protein B-Raf: Er unter- sucht, wie der Körper von Säugetieren dieses reguliert, wann durch eine Mutation im Gen BRAF Krebs entsteht und welche Mechanismen es einem Tumor ermöglichen, zu streuen. Damit eine Wunde sich schließt, müssen sich die Hautzellen vermehren und aufeinander zube- wegen. Die Blutplättchen schütten so genannte Wachstumsfaktoren aus, die einen Rezeptor in Zellen der Wunde anschalten, der wiederum das Protein Ras aktiviert und so die Signalkette in Gang setzt: Ras aktiviert B-Raf, B-Raf MEK und MEK schließlich ERK. ERK wandert in den Zell- kern und bringt die Zelle dazu, sich zu teilen. Da- für sind viele Schritte notwendig: „Das Protein ERK steuert Hunderte verschiedene Prozesse in der menschlichen Zelle“, sagt Brummer. Wenn die RAS- oder BRAF-Gene mutieren und zu Onko- genen werden, ist der Signalweg immer ange- schaltet, und die Zellen hören nicht mehr auf, sich zu vermehren: Ein Krebsgeschwür bildet sich. Bauplan der Gegenspieler Tumorsuppressoren sind Gene, die den Bauplan für die Gegenspieler der Proto-Onkogen-Proteine bereitstellen. Mit den Proteinen, die von diesen Genen abgelesen werden, schützt sich der Körper vor mutierten Krebszellen. Sie können zum Beispiel deren Zelltod einleiten. „Ein Tumorsuppressor- Produkt ist mit der Bremse eines Autos vergleich- bar“, erläutert Brummer. „Proto-Onkogene haben hingegen eine ähnliche Wirkung wie ein Gaspe- dal.“ Damit das Auto von der Stelle kommt, muss es hin und wieder die Geschwindigkeit erhöhen. Aber es kann nicht dauerhaft beschleunigen. „Bei einer onkogenen Mutation ist das Gaspedal sozusagen blockiert. Wenn zusätzlich die Brem- sen kaputt sind, hat man bald einen Unfall.“ Lungenkrebszellen mit einer so genannten Ras-Mutation unter dem Mikroskop. Die Zellkerne sind blau dargestellt, das Zellskelett ist grün angefärbt. Fotos: Florian Weinberg/AG Brummer „Ein Tumorsuppressor-Produkt ist mit der Bremse eines Autos vergleichbar“ 9

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