Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'wissen 01-2015

genschlag auf einen bestimmten Akzent hin? „Ich registriere einiges, aber ich analysiere nicht“, sagt Siegel. „Aber spannend ist es schon, dass man al- lein durch die verwendete Sprache einiges über sein Gegenüber erfahren kann, ohne dass derjeni- ge es ausspricht. Wo er herkommt, zum Beispiel, welchen Bildungsgrad er hat, ob er es gewohnt ist, viel zu reden – und mit welcher Art von Menschen er es dann meist zu tun hat.“ Nur Unwichtiges fällt weg Vanessa Siegels zweite Leidenschaft ist eine, mit der man so gar nicht rechnet: Zahlen und Computer. Die Germanistin ist auch Informatike- rin und hat eine entsprechende Ausbildung ab- solviert, bevor sie mit dem Studium anfing. „Keine schlechte Kombination“, sagt Siegel, die an der Professur auch für EDV-Aufgaben zustän- dig ist. Denn Sprachforscherinnen und -forscher arbeiten mit Sprachdatenbanken und -software, die technisch durchaus noch perfektionierbar sind. „Gerade die maschinelle Sprachverarbei- tung ist ein interessantes Feld“, sagt Siegel. „Die Geräte sind ja schnell überfordert, wenn jemand zum Beispiel Dialekt oder einfach undeutlich spricht, da können die Forscher sie vorher noch so gut mit Sprachmaterial gefüttert und program- miert haben.“ Sie könne sich gut vorstellen, an neuen Lösungen für diese Probleme zu arbeiten. Doch zunächst gilt ihre Aufmerksamkeit ihrer eigenen Sprachdatensammlung und deren Ana- lyse. Auffallend sei, sagt Siegel, dass es keine Erwachsenen gebe, die sich so unterhielten – außer mal im Spaß. Es handele sich um ein vorü- bergehendes Phänomen, eine Gewohnheit, die junge Leute mit zunehmendem Alter ablegten. Was wiederum von einem souveränen Umgang mit Sprache zeuge – ebenso wie ein weiteres Er- gebnis, aus dem Siegel ihre Grundhypothese ab- geleitet hat: Ihr ist aufgefallen, dass immer solche Worte und sprachlichen Elemente wegge- lassen werden, die man nicht zwangsweise brauche, um den Inhalt des Satzes zu verstehen. „Daraus könnte man schließen, dass der Spre- cher unbewusst genau weiß, dass diese Worte keine wichtige Funktion haben.“ http://paul.igl.uni-freiburg.de/siegel Zum Weiterlesen Kotthoff, H. / Mertzlufft, C. (Hrsg.) (2014): Jugendsprachen. Stilisierungen, Identitäten, mediale Ressourcen. Frankfurt (= Sprache, Kommunikation, Kultur 13). Siegel, V. (2014): Präpositionalphrasen ohne Präpositionen? Zur syntaktischen Reduktion im „Türkendeutschen“. In: Kotthoff, H. / Mertz- lufft, C. (Hrsg.): Jugendsprachen. Stilisierungen, Identitäten, mediale Ressourcen. Frankfurt (= Sprache, Kommunikation, Kultur 13), S. 67–93. Auer, P. (2013): Ethnische Marker im Deutschen zwischen Varietät und Stil. In: Deppermann, A. (Hrsg.): Das Deutsch der Migranten. Berlin / Boston (= Jahrbuch des Instituts für Deutsche Sprache 2012), S. 9–40. Vanessa Siegel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Seminar der Universität Freiburg und Promotions- studentin an der Hermann Paul School of Linguistics Basel/Freiburg. Vor ihrem Linguistik- und Germanistik- studium in Freiburg und Stuttgart hat sie sich in der Universitätsbibliothek Frei- burg zur Fachinformatikerin ausbilden lassen. Seit gut vier Jahren beschäftigt sie sich mit dem „Türkenslang“, genauer: mit der syntaktisch reduzierten Jugendsprache. Foto: Thomas Kunz Großstadt als Ursprungsort: In Frankfurt haben Jugendliche den Sprachstil, den Vanessa Siegel untersucht, schon vor 20 Jahren gepflegt. Foto: Frank Wagner/Fotolia 19

Seitenübersicht