Zum Weiterlesen Walter, S. (2008): Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Mengen (Kr. Breisgau-Hochschwarzwald). Stuttgart (= Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 82). Brather, S. (Hrsg.) (2008): Zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Archäologie des 4. bis 7. Jahrhunderts im Westen. Berlin/New York (= Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Ergänzungsband 57). Brather, S. / Brather-Walter, S. (2012): Repräsentation oder Religion? Grabbeigaben und Bestattungsrituale im frühen Mittelalter. In: Krohn, N. / Ristow, S. (Hrsg.): Wechsel der Religionen – Religion des Wechsels. Tagungsbeiträge der Arbeitsgemeinschaft Spätantike und Frühmittelalter 5. Hamburg (= Studien zu Spätantike und Frühmittelalter 4), S. 121–143. ist, ist daran zu erkennen, dass die Zahnringe der Kindheit Isotopenverhältnisse aufweisen, die auf marine Nahrungsmittel wie Fisch hindeuten“, erklärt Brather-Walter. Die Interpretation der Analyseergebnisse werde jedoch nicht einfach: Habe es zum Beispiel Getreidelieferungen aus anderen Regionen nach Niedernai gegeben, ent- sprächen die untersuchten Isotope denen einer nicht lokalen Person. Klappstuhl zeigt sozialen Status Wo die Frau aus Grab 33 geboren wurde und in welchen Regionen sie lebte, bevor sie in Nie- dernai starb, lässt sich kaum klären. Dank der zahlreichen Grabbeigaben ist aber klar, dass sie einen höheren Status besaß: Mit roten Halbedel- steinen besetzte Haarnadeln, Ring und Kette, zwei Fibelpaare als Gewandverschlüsse, ein Bergkristallamulett sowie ein Armreif mit Bern- steinanhänger und ein Messer mit verzierter Le- derscheide sind darunter. Zudem befand sich ein Klappstuhl im Grab – eine Besonderheit, erklärt Brather-Walter: „In Rom besaßen die Konsuln ei- nen Klappstuhl als Amtsinsignie. Diese Grabaus- stattung unterstreicht daher den Status der Frau, da den Zeitgenossen die soziale Bedeutung des Sitzens geläufig war.“ Die Halbedelsteine der Schmuckstücke dürften aus Indien stammen, im Museum Louvre in Paris/Frankreich werden sie demnächst analysiert. Die Textilanalyse wird 2015 ein weiterer Projektschwerpunkt sein. „Das Grab 33 symbolisiert den Umbruch und steht für den Anfang des 6. Jahrhunderts“, so die Archäo- login. „Außerdem können wir zeitliche Moden nicht nur bezüglich der Ernährung, sondern dank der Textilanalyse auch bei der Kleidung sichtbar machen.“ Aus den bisherigen Ergebnissen ließen sich bereits zwei wichtige Erkenntnisse gewinnen, betont Brather-Walter: „Der Rhein war um das Jahr 500 keine Grenze.“ Hoch- und Oberrhein hätten vielmehr mit dem Elsass eine kulturell zu- sammenhängende Region gebildet. Und die Zu- sammenarbeit von Archäologie, Geschichte und Naturwissenschaften klappe hervorragend. „Die Arbeit ist so viel interessanter für alle Beteilig- ten“, bestätigt Brather: „Niedernai ist für uns ein Glückstreffer.“ www.pr.uni-freiburg.de/go/niedernai Dr. Susanne Brather-Walter hat Vor- und Frühgeschichte, Alte Geschichte und Provinzial- römische Archäologie in München und Kiel studiert. 2005 wurde sie an der Ludwig- Maximilians-Universität München über das frühmittel- alterliche Gräberfeld von Mengen im Kreis Breisgau- Hochschwarzwald promoviert. Es folgten ein wissenschaft- liches Volontariat am Landes- amt für Denkmalpflege in Esslingen und die Leitung eines Pilotprojekts der Deut- schen Forschungsgemein- schaft zur Dokumentation und Auswertung frühmittel- alterlicher Grabfunde in Lauchheim mithilfe von 3-D- Computertomografie. Seit 2009 forscht sie am Institut für Archäologische Wissen- schaften der Universität Freiburg. Fotos: Thomas Kunz Prof. Dr. Sebastian Brather hat Ur- und Frühgeschichte, Geschichte und Anthropologie an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Nach seiner Promotion 1995 und einem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts forschte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg, an der er 2002 mit einer Arbeit über ethnische Interpreta- tionen in der frühgeschichtli- chen Archäologie habilitiert wurde, und an der Johann- Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Als Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsge- meinschaft kehrte er an- schließend nach Freiburg zurück. Seit 2006 ist er Professor für Frühgeschicht- liche Archäologie und Archäologie des Mittelalters an der Albert-Ludwigs- Universität. Prof. Dr. Eckhard Wirbelauer wurde nach einem Studium der Alten Geschichte, der Lateinischen und der Mittel- lateinischen Philologie 1992 an der Universität Freiburg promoviert. 1998 folgte seine Habilitation über „Kephallenia und Ithaka. Historisch- geographische und quellen- kritische Untersuchungen zu zwei Inseln im Ionischen Meer“. Danach war er in Freiburg Hochschuldozent. 2004 wurde er an die Université de Strasbourg berufen, zunächst als Professor für Griechische Geschichte, seit 2006 als Professor für Römische Geschichte. Er forscht unter anderem in einem Verbund der französi- schen Universitäten und Nationalen Forschungs- institute, dem UMR 7044 „Archéologie et histoire ancienne: Méditerranée – Europe (ArcHiMedE)“. Foto: privat 23