Es gibt aktuell zwei Herausforderungen bei der Reinigung von Abwasser: den hohen Ener- giebedarf und die Mikroschadstoffe“, sagt Sabine Sané. Die Doktorandin am Institut für Mikrosys- temtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg hat sich deshalb ein Verfahren ausgedacht, mit dem sich bisher nur schwer zu beseitigende, mögli- cherweise das Ökosystem verändernde Schad- stoffe im Abwasser abbauen lassen – und das gleichzeitig der Gewinnung von Energie dient. Der Clou von Sanés Idee besteht darin, dass sie beide Ziele mithilfe desselben Baumpilzes erreichen will. Schmetterlingstramete heißt er, Trametes versicolor. Er produziert ein vielseiti- ges Enzym, das in der Lage ist, Mikroschadstoffe abzubauen. Gleichzeitig kann es dazu beitragen, dass eine so genannte Biobrennstoffzelle im Ab- wasser Strom liefert. „Das klingt eigentlich zu schön, um wahr zu sein“, findet die Biologin. „Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen – die Idee halte ich aber tatsächlich für umsetzbar.“ Für diese Idee hat Sané im Juli 2014 als eine von vier Forscherinnen und Forschern den internati- onal ausgeschriebenen Preis „Zukunft Wasser“ erhalten. Die von der Huber-Technology-Stiftung verliehene Auszeichnung ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. So genannte Mikroschadstoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur in sehr geringer Dosie- rung vorkommen. „Aber sie sind trotzdem nicht zu vernachlässigen.“ Wenn sie im Abwasser nicht abgebaut werden, sondern in die Umwelt gelan- gen und sich dort anreichern, können sie Tiere und Pflanzen schädigen, die im Wasser leben – sie gefährden damit das aquatische Ökosystem. „Bis vor einiger Zeit wussten wir gar nicht ge- nau, was alles im Abwasser drin ist“, berichtet Sané. Durch bessere Nachweismethoden kön- nen Schadstoffe inzwischen in sehr geringer Konzentration aufgespürt werden. Deshalb sei es wahrscheinlich, dass es für diesen Bereich künftig strengere Richtlinien geben werde. Sogar ins Trinkwasser könnten die problematischen Stoffe gelangen, sagt Sané, auch wenn sie bis- her keine akute Gefährdung für Menschen sieht. Östrogen aus Antibabypillen zum Beispiel, das über den Urin ausgeschieden wird und so ins Abwasser gelangt, könne bei Fischen zu Ge- schlechtsveränderungen oder Unfruchtbarkeit führen. Auch Antibiotika, Wirkstoffe aus Schmerz- tabletten oder Kontrastmittel für Röntgenunter- suchungen werden über den Urin ausgeschie- den. Salben gegen Zerrungen und Prellungen „Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen – die Idee halte ich aber tatsächlich für umsetzbar“ Wie Schimmel auf Fruchtsaft: Die Schmetterlingstramete lässt sich auf einem flüssigen Kulturmedium züchten. Foto: IMTEK uni wissen 01 2015 2929292929 uni wissen 0120152929292929