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uni'wissen 02-2015

bei gesunden Menschen ein Trupp Mikrogliazel- len zur Stelle und sorgt rasch für Ordnung. Marco Prinz ist Ärztlicher Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Frei- burg und den Mikrogliazellen schon lange verfal- len. Dass das Gehirn ein faszinierendes Organ ist, davon haben ihn schon Anatomieseminare wäh- rend des Medizinstudiums an der Charité in Berlin überzeugt. Er schrieb seine Doktorarbeit über Nervenzellen im Gehirn am dortigen Anatomi- schen Institut und ging danach ans Institut für Neuropathologie der Universität Zürich/Schweiz. Dort begann er sich intensiver mit den Mikroglia- zellen zu beschäftigen. „Die sind ja noch nicht so lange bekannt, und wir verstehen erst nach und nach, welche Funktion sie im Gehirn haben.“ Das griechische Wort „glia“ bedeutet so viel wie „Leim“ oder „Kitt“. Ihren Namen haben die Hirn- gärtner dem Arzt Rudolf Virchow zu verdanken. Der sah in ihnen eine Art Stützmasse für die Ner- venzellen, die das Ganze zusammenhält oder kit- tet. Erst nach und nach entdeckte die Wissenschaft, dass Gliazellen im Allgemeinen „Das ist ein bisschen wie das Aufräumen nach der Party“ und Mikrogliazellen im Besonderen noch ganz an- dere Aufgaben haben. Die Mikrogliazellen sind gewissenhafte Gärt- ner. Sie nehmen ihre Aufgabe ernst und sorgen sich permanent um das Wohl der Nervenzellen. Pausenlos tasten sie mit ihren Ärmchen die Um- gebung ab, immer auf der Suche nach uner- wünschten Veränderungen, um sie dann schnell zu beseitigen. Die kleinen Ordnungshüter sind sogar mobil: Kommt es irgendwo im Hirn zu einer Verletzung, wandern die umliegenden Mikroglia- zellen an diese Stelle und reparieren sie. „Das ist ein bisschen wie das Aufräumen nach der Party“, erklärt Prinz. „Die Mikrogliazellen bemü- hen sich, den Originalzustand, in dem das Ge- hirn am besten funktioniert, so schnell wie möglich wiederherzustellen.“ Etwa 10 bis 15 Prozent aller Gehirnzellen sind Mikrogliazellen. Das klingt wenig, doch ihre Ar- beit ist essenziell. Deutlich wird das vor allem dann, wenn sie defekt sind: „Wenn Mikrogliazel- len ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kön- nen und die Nervenbäume im Hirn unkontrolliert wuchern oder die Gärtner statt der kranken auch gesunde und nützliche Äste abschneiden, hat das natürlich Auswirkungen auf das Gehirn“, sagt Prinz. Die Hinweise mehren sich, dass Mikroglia- Gewissenhafte Arbeiter: So wie Gärtner ihre Bäume pflegen und Schäden reparieren, sorgen sich Gliazellen um das Wohl der Nervenzellen im Gehirn. Illustration: Svenja Kirsch 13uni wissen 02 2015 13 13uni wissen 02201513

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