ten Proteins an. In einem gesunden Hirn kommen die Mikrogliazellen ihren Aufgaben nach und be- freien die Nervenzellen von diesen Ablagerungen. Bei Alzheimer-Patientinnen und -Patienten häu- fen sich die Proteinfragmente jedoch und bilden schließlich harte, unauflösliche Plaques. „Offen- sichtlich sind die alten Mikrogliazellen erschöpft und können nicht mehr so gut fressen wie die jungen“, erklärt Prinz. Mikrogliazellen werden, auch das hat der For- scher mit seinem Team herausgefunden, so alt wie der Mensch, zu dem sie gehören. Sie sind bereits vor der Geburt im Dottersack angelegt und altern mit dem Men- schen. „Je mehr wir die Fresszellen und ihre Funktion verstehen, umso größer ist unsere Chance, daraus einmal Therapien für die ver- schiedenen Krankheiten abzuleiten.“ Zum Verständnis beitragen wird mit Sicherheit eine Studie, die Anfang Juni 2015 in der Fach- zeitschrift „Nature Neuroscience“ erschienen ist. Prinz und seine Kollegen haben sich darin mit zellen durch ihr Nichtfunktionieren nicht nur Hirn- und Hirnhautentzündungen verursachen könnten, sondern auch bei Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Multipler Sklerose eine wichtige Rolle spielen. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Freiburg und Israel hat Prinz zum ersten Mal nachgewiesen, wie Mikrogliazellen bei Multipler Sklerose die Degeneration der Nerven- zellen beeinflussen. „Sie produzieren bestimmte Entzündungsmarker, die eigentlich dafür gedacht sind, Bakterien abzutöten. Diese Marker sind offen- bar aber auch für die Nervenzellen giftig.“ Für seine Arbeit zum Verständnis dieser Autoimmun- erkrankung hat Prinz 2014 den Sobek-Preis für Multiple-Sklerose-Forschung erhalten. Alte Zellen sind erschöpft Die Mikrogliazellen stehen auch im Verdacht, bei psychiatrischen Erkrankungen wie Autismus oder Schizophrenie eine Rolle zu spielen. Noch fehlen allerdings Studien, die das beweisen. Re- lativ gut ist die Datenlage hingegen bei der Alz- heimer-Erkrankung. Zwischen den Nervenzellen im Gehirn lagern sich Fragmente eines bestimm- „Die Mikrogliazellen reagieren regelrecht auf das, was im Darm geschieht“ Gliazellen gehören zu den Fresszellen, die als Teil des Immunsystems eine wichtige Rolle bei Ab- wehrreaktionen spielen. Grafik: Christiane Menzfeld 14