Manche mögen’s heiß und andere noch viel heißer. Bei Temperaturen von um die 80 bis 120 Grad Celsius fühlen sich einige Organis- men wie die Hitze liebenden Archaeen erst so richtig wohl. Die durchschnittlich einen Mikrome- ter kleinen einzelligen Lebewesen haben keinen Zellkern und bevölkern gerne extreme Lebens- räume wie Salzseen, Tiefseeschlote, die unter hohem Druck stehen, oder stark saure Habitate. „Früher hat man sie als Archaebakterien bezeich- net“, sagt Prof. Dr. Sonja-Verena Albers, seit September 2014 Inhaberin einer Professur für Mikrobiologie an der Albert-Ludwigs-Universität. „Die Wissenschaft hat lange geglaubt, dass Ar- chaeen nur unter solch exzentrischen Bedingun- gen leben könnten.“ Albers leitet eine der fünf über die ganze Welt verteilten Forschungsgrup- pen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Oberflächenstruktur dieser ungewöhnlichen Or- ganismen mithilfe von molekularen Werkzeugen zu ergründen. Das allgemeine Interesse an Archaeen wuchs, als sich zeigte, dass sie nicht nur extreme Lebens- räume besiedeln, sondern auch im Darm und auf der Haut des Menschen anzutreffen sind, aller- dings niemals als Krankheitserreger. „Es ist schwer zu erklären, warum viele Bakterien zu Krankheits- erregern geworden sind, aber kein einziges Ar- chaeon“, sagt die Wissenschaftlerin. Als klar wurde, dass ein bestimmter Stoff im Blut des Menschen das Risiko für Herzerkrankungen er- höht, sorgten die Archaeen für eine Überra- schung. Sie sind die einzigen Organismen, die auf diesem Bestandteil des Blutes wachsen und so dessen als gefährlich eingestufte Konzentra- tion reduzieren können. In der Literatur werde zudem diskutiert, welche Rolle Archaeen bei Di- äten spielten. „Ihre Anzahl ist sichtlich erhöht, wenn Leute eine Fastenkur beginnen“, so Albers. In den 70 bis 90 Grad Celsius heißen Quellen des Yellowstone-Nationalparks lebt das Schwefel und Säure liebende Archaeon Sulfolobus acidocaldarius. Foto: privat Eine Geißel aus Proteinfäden, die ähnlich wie ein Propeller funktioniert: Archaeen bewegen sich mithilfe von filamentartigen Strukturen fort. Quelle: Sonja-Verena Albers 29uni wissen 02 2015 29uni wissen 022015