scheidungen der ASEAN mitwirken kann. Diese seien häufig undurchschaubar, beeinflussten das Leben jedes Einzelnen jedoch zunehmend, so Rüland. „Wenn es eines der großen Ziele des 18. und 19. Jahrhunderts war, Nationalstaaten zu de- mokratisieren, werden wir uns in Zukunft erhebli- che Gedanken darüber machen müssen, wie internationale Politik demokratischer werden kann.“ Rüland forscht aus vergleichender Perspekti- ve: Auch der Europäischen Union (EU) lastet seit Langem der Ruf an, die Bürgerinnen und Bürger ihrer Mitgliedsländer nicht genug einzubeziehen. Bei der ASEAN sei dies jedoch weit ausgeprägter, sagt der Politikwissenschaftler. Nicht nur aus west- licher Sicht lauten daher die Hauptkritikpunkte, die Organisation sei elitär und staatenzentriert. Ein kleiner Zirkel hochrangiger politischer Funk- tionärinnen und Funktionäre fällt die Entschei- dungen, Mitglieder der Länderparlamente sowie zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure dagegen haben kaum Mitwirkungsrechte. Die Zusammenarbeit verläuft informell und unver- bindlich, was sie weitestgehend ineffizient macht. Entscheidungen erfordern zudem den Konsens aller Mitgliedsländer. Die Staaten übertragen – anders als in der EU – keine nationalen Souverä- nitätsrechte auf die Institution. Tatsächlich ist das Prinzip der Nichteinmischung in innerstaatli- che Angelegenheiten für die ASEAN-Mitglieder ein hohes Gut. „Die Länder waren mit Ausnahme Thailands bis vor nicht allzu langer Zeit durch fremde Großmächte kolonialisiert. Es ist undenk- bar, dass sie jetzt wieder Kernbereiche ihrer Kompetenzen abgeben“, erklärt Rüland. Stichwort Empowerment Einen gewissen Erfolgscharakter besitzt die ASEAN trotz aller Einschränkungen. Sie wurde „Der Druck von unten ist da und real“ uni wissen 02 2015 Unterschiedliche Lebensrealitäten: das Geschäftsviertel von Singapur, einem Stadtstaat mit starker Wirtschaftskraft, und eine traditionelle Siedlung in Laos, das zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Fotos: Oksana Perkins, Pascal RATEAU (beide Fotolia) 25 uni wissen 022015