1967 gegründet und hat sich seitdem stetig weiter- entwickelt: hin zu einer vertieften Kooperation – wenn auch in begrenztem Umfang, wie Rüland sagt. Bis Ende 2015 will sie einen gemeinsamen Markt schaffen. „Obwohl dies die Bevölkerung unmittelbar betrifft, was etwa die Jobsituation oder die Konkurrenzentwicklung für kleine und familiär geführte Unternehmen angeht, gibt es kaum Mitspracherechte für die Gesellschaft.“ Der Druck aus der Bevölkerung wächst je- doch: Empowerment ist das Stichwort. Darunter versteht man, dass Menschen ihre Interessen ar- tikulieren und politische Prozesse – und damit ihre Belange – mitbestimmen können. Die Zahl der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Interessengruppen in Südostasien steigt. Deren Arbeit sei jedoch schwierig, sagt Rüland. Treffen zwischen Funktionären der ASEAN und Vertrete- rinnen und Vertretern von NGOs dauerten höchs- tens 30 Minuten, in denen eine Drittperson ein Statement verlese. Zudem dürften die NGOs ihre Vertreter nicht einmal selbst bestimmen. „Der Druck von unten ist da und real, aber der Erfolg ist momentan eher zweifelhaft.“ Rüland hält sich regelmäßig in der Region auf, wo er den direkten Kontakt zu den Akteurinnen und Akteuren zivilgesellschaftlicher Gruppen sucht. Feldforschung ist ein zentraler Aspekt seines vielschichtigen Methodenmixes. Auch Vertreter der ASEAN sind wichtige Gesprächspartnerin- nen und -partner für ihn, beispielsweise aus den Außenministerien der Staaten oder den Refera- ten, die als Schnittstellen zwischen der Organi- sation und der jeweiligen Landesbevölkerung agieren. Weil jedoch hohe Funktionäre der ASEAN eine Rhetorik pflegen, die interessenge- leitet ist und ein bestimmtes Bild präsentiert, ist es entscheidend, zusätzliche Quellen und damit alternative Sichtweisen heranzuziehen. Neben den Interviews mit Expertinnen und Experten ana- lysiert Rüland verschiedene schriftliche Quellen, darunter Websites, Blogs, Zeitungen, amtliche Dokumente und Fachliteratur. Auf diese Weise setzt er Daten und Fakten in ein Verhältnis und gleicht sie miteinander ab. Rüland widerspricht der verbreiteten Forschungs- meinung, Regionalorganisationen weltweit wür- den sich der EU angleichen. Der Terminologie nach hat die ASEAN viele Institutionen, die sich am europäischen Modell orientieren. 2007 ver- abschiedete sie etwa eine Charta, in der sie die Wahrung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten festschrieb. Im selben „Das Parlament ist im Grunde eine Fassade“ Die Mitgliedstaaten der ASEAN: Jürgen Rüland hält sich regelmäßig in der Region auf und führt Gespräche mit Vertretern des Verbunds sowie mit Akteuren lokaler Nichtregierungsorganisationen. Foto: kameonline/Fotolia 1. Thailand 2. Myanmar 3. Laos 4. Vietnam 5. Kambodscha 6. Malaysia 7. Brunei 8. Singapur 9. Philippinen 10. Indonesien ASEAN Association of Southeast Asian Nations 26