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uni'wissen 02-2015

32 von Anita Rüffer Das Portal www.krankheitserfahrungen.de liefert wertvolle Informationen für kranke Menschen und deren Angehörige Da hatte Herr M. also gewissenhaft die Anwei- sung seines Arztes befolgt, morgens, mittags und abends den Blutdruck gemessen und penibel darüber Buch geführt. Und was tat ein Kollege des behandelnden Arztes, als der Schmerzpati- ent das nächste Mal in die Sprechstunde kam? „Er warf nur einen kurzen Blick darauf, zerknüllte das Papier und schmiss es rüber zu mir.“ Der Pa- tient begleitet seine Erzählung mit einem ab- schätzigen Lachen und einer Wegwerfbewegung – und zeigt damit, dass er das Verhalten des Arz- tes als kränkend empfunden hat. Ob es wirklich genau so passiert ist und ob der Arzt diese Wir- kung beabsichtigt hat, ist nicht bekannt und spielt auch keine Rolle. Es ist eine subjektive Wahrnehmung, die sich Herr M. in dieser Form in Erinnerung ruft und die für ihn zu einer negativen Erfahrung geworden ist. Die Art, in der Patientin- nen und Patienten ihre Geschichten konstruieren und präsentieren, kann tiefe Einblicke in das Le- ben mit einer belastenden Krankheit vermitteln. Für Prof. Dr. Gabriele Lucius-Hoene, Abteilung für Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie am Institut für Psychologie der Albert-Ludwigs- Universität, bieten solche authentischen Erzäh- lungen ein „hervorragendes wissenschaftliches Quellenmaterial“. Nicht nur das: Indem Patienten andere Betroffene und deren Angehörige an ih- ren Krankheitserfahrungen teilhaben lassen, helfen sie diesen, sich in ihrer neuen Lebenssitu- ation besser zurechtzufinden. Als „Reisen ohne Landkarte“ schildert der Medizinsoziologe Arthur Frank von der University of Calgary/Kanada, was auf Patienten zukommt, denen eine schwere Er- krankung jede bis dahin für selbstverständlich ge- haltene Sicherheit nimmt. Menschen, die schon länger damit leben, können anderen Betroffenen Wie Patienten erzählen 32

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