Man weiß zu viel – oder auch zu wenig. Die meisten Lernstrategien greifen nur, wenn mittleres Vorwissen vorhanden ist. Weiß man gar nichts über ein Thema, wie soll man dann Hauptaussagen iden- tifizieren, sich eigene Beispiele über legen, Analogien ziehen oder andere derartige Tipps befolgen? Das funktio- niert nicht, zumindest nicht in guter Aus- führung, womit wir wieder beim zweiten Punkt wären. Um beispielsweise pas- sende Analogien zu finden, braucht man zumindest etwas Vorwissen. Wer hin gegen sehr hohes Vorwissen hat, findet automatisch viele Anknüpfungspunkte zwischen dem Lernstoff und den eige- nen Wissens- und Erfahrungsbeständen. Lernstrategien würden dann nur unnötig Zeit und Energie verbrauchen. Welche Hinweise gibt es, um solche Hinder- nisse aus dem Weg zu räumen? Es ist wichtig, dranzubleiben, um das Tal der Tränen zu überwinden und zu lernen, eine Lernstrategie qualitativ gut einzusetzen. Es kann helfen, sich in Lerngruppen zusammenzuschließen. Gemeinsam hält man eher durch und kann sich gegenseitig Rückmeldung zur Qualität der eingesetzten Lernstrategien geben. Aber auch, wenn man allein lernt, sollte man sich immer wieder fragen, ob man auf dem richtigen Weg ist: Markiere ich nur das wirklich Wich tige? Habe ich passende Beispiele gefunden und sie auch durchdacht? Hinkt meine Ana logie nicht doch? Gegebenenfalls muss man nachbessern. Wer beispielsweise einen sehr schwierigen Text lesen muss, sollte zunächst einen einfacheren Beitrag zu diesem Thema suchen und anschließend den ursprünglichen Text mit besserem Vorwissen und effektiven Lernstrategien bearbeiten. Sie sehen, es gibt auf den ersten Blick sehr gute Ausreden, warum man Tipps, wie man das eigene Lernen verbessern könnte, getrost gut gemeinte Tipps sein lassen kann und seine gewohnte und geliebte Vorgehensweise bei- behalten sollte. Allein: Es sind Ausreden! Lernen, eine Lernstrategie sinnvoll anzuwenden: Das geht nur, wenn man dranbleibt – sagt Psychologe Alexander Renkl. Foto: Kunz 3 43 uni'lernen2012