Wer verstehen will, wie das Modell des „flipped classroom“ frischen Wind in die Organisation der Lehre bringt, vergegen- wärtigt sich am besten, wie Lehre an den Universitäten bisher weitgehend abgelaufen ist: Vorne im Hörsaal dozieren circa andert- halb Stunden lang die Lehrenden. Die Stu- dierenden nehmen den Stoff auf, arbeiten ihn nach und trainieren seine Anwendung in den angebotenen Übungen zur Vorlesung. Doch da setzt die Kritik von Dr. Martin Mann, wissenschaftlicher Assistent an der Professur für Bioinformatik der Technischen Fakultät der Universität Freiburg, schon an. „Nach der Vorlesung sind die Studierenden er- schöpft“, sagt er. Dazu kämen Unterschie- de in der Vorbildung, die das Verständnis des Lehrinhalts erschwerten. „In der gro- ßen Menge schalten einige völlig ab.“ Viele gingen gar nicht erst in die Vorlesung, sondern sähen sich lieber alte Mitschnitte an – mit der Gefahr, überholtes Wissen aufzunehmen. Wie wäre es, das ganze Prozedere umzu- drehen, auf Englisch: to flip? Mann startete im Wintersemester 2014/15 die erste Test- phase seiner Bioinformatik-Spezialvorlesung, die er unter anderem für Masterstudierende der Informatik anbietet. Unterstützung fand er beim E-Learning-Qualifizierungsprogramm, das die Servicestelle E-Learning des Rechen- zentrums zusammen mit der Abteilung Hochschuldidaktik der Universität Freiburg anbietet. „Es ist ein Kooperationsangebot für alle, die E-Learning in ihre Lehre integrie- ren wollen“, sagt Dr. Nicole Wöhrle, Leiterin der Servicestelle. Der Bioinformatiker Martin Mann will mit dem Modell des „flipped classroom“ der Lehre neue Impulse geben. Dialog statt Frontalunterricht: Die Studierenden bestimmen das Lerntempo selbst und diskutieren ihre Ergebnisse in der Gruppe. ILLUSTRATION: SVENJA KIRSCH Umgedrehte Vorlesung uni‘lernen2015 40